DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

30-10-2016 21:00
SXEU31 DWAV 301800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 30.10.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
**

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... liegen wir auf der Ostseite eines kräftigen Keils, der sich
ausgehend von einem Höhenhoch über Spanien und Südfrankreich, mit seiner Achse
über die Großbritannien in das Seegebiet zwischen Island und Norwegen erstreckt.
Dem steht im Osten ein langwelliger Trog entgegen, der angefüllt mit höhenkalter
Luft sich von Finnland bis zum Schwarzen Meer ausdehnt. Insgesamt resultiert
diese Geopotentialverteilung in einer recht strammen nördlichen Strömung mit
Schwerpunkt über Polen. Am Boden hat sich über West- und Süddeutschland ein
Hochdruckgebiet etabliert. Von der Nordsee greift die Warmfront eines Tiefs bei
Island auf den Norden über und sorgt dort für etwas Regen.

Abgesehen vom Norden bleibt es im Rest des Landes in der Nacht trocken und
verbreitet kann sich Nebel bilden. Die höchsten Wahrscheinlichkeiten dafür
werden nach MOSMix für die Südwesthälfte sowie die Nordsee berechnet. Weiterhin
muss in der Lausitz sowie in den Höhenlagen der östlichen Mittelgebirge sowie
der Alpen mit Frost gerechnet werden. In einem größeren Bereich im Osten ist
zudem mit Bodenfrost zu rechnen.


Montag ... schwenkt die Achse des Keils über Skandinavien hinweg südostwärts.
Das Höhenhoch über Frankreich ist dagegen kaum noch auszumachen. Weiter
nordwärts schwenkt ein Trog über Island hinweg in Richtung Norwegen und weitet
sich nach Süden aus und seine Trogspitze erreicht am Tagesende bereits die
Britischen Inseln. Im Bodendruck dominiert nach wie vor das Hoch über
Süddeutschland unser Wetter, wobei sich das Zentrum schon weiter nach Südosten
verlagert. Die Warmfront eines Tiefs nördlich von Island kommt langsam nach
Osten voran und überquert bis zum Abend den Nordosten. Damit verbunden ist recht
kräftige WLA, die zwar von dem antizyklonalen Strömungsregime überkompensiert
wird aber dennoch für ein paar Spritzer Regen im Nordosten sorgt.

Ansonsten dominiert vor allem im Süden und Südosten Hochdruckeinfluss und dort
kann auch für längere Zeit die Sonne scheinen. Nach Norden zu ist die
Stratusdecke im Bereich der Absinkinversion bei etwa 850 bis 800hPa zu dick, als
das die Sonne darin größere Lücken reißen könnte. Außerdem liegt darüber
aufgrund WLA noch mittelhohe Bewölkung. So bleibt es insgesamt bis zum Abend
nach Auflösung der Nebelfelder meist warnfrei. Die Temperaturen steigen auf 11
bis 15 Grad.

In der Nacht verlagert sich die Achse des Höhenkeils weiter nach Südosten und
liegt am Dienstagfrüh auf einer Linie von Südwest-Deutschland über Südschweden
bis nach Finnland. Auf der Rückseite kommt die Achse des Troges bis in der
Nordsee voran. Aufgrund der antizyklonalen Grundstruktur gibt es vor allem in
der Südwesthälfte erneut Nebel. Zudem muss in höheren Lagen von
Baden-Württemberg und Bayern mit leichtem Frost gerechnet werden. Weiterhin gibt
es in Süddeutschland verbreitet Bodenfrost.


Dienstag ... kommt der herannahende Trog weiter nach Osten voran und liegt am
Abend mit seiner Achse bereits über dem Nordwesten Deutschlands. Vorderseitig
induziert der Trog über Schweden im Bereich der Okklusion des Frontensystems
eine Zyklogenese und das entstehende Tief vertieft sich bis zum Abend unter
1000hPa. Seine Kaltfront erreicht uns bereits in den Morgenstunden und bis zum
Abend liegt sie in etwa auf einer Linie von der Eifel bis in den Berliner Raum.
Die rückseitige KLA ist sehr kräftig und kompensiert die moderate PVA
weitgehend, aufgrund dessen ist die frontale Niederschlagsentwicklung nicht
sonderlich intensiv. Bis zum Abend werden daher vor allem im Bereich der
norddeutschen Tiefebene bis zu den Mittelgebirgen hin nur leichte Regenfälle, in
der Spitze allenfalls 5 bis 10mm/12h simuliert. Markanter ist dagegen die
Windentwicklung. An der Küste und in Gipfellagen der Mittelgebirge werden zuerst
starke (Bft 7), später am Nachmittag und am Abend auch stürmische Böen (Bft 8)
erwartet. Der Wind dreht dabei von zunächst West zunehmend auf Nordwest.
Aufgrund der eingeflossenen höhenkalten Luft kann es vor allem im Küstenbereich
Gewitter mit Sturmböen geben.

Die Gewitter sind dann auch in der Nacht zum Mittwoch weiterhin möglich. Grund
ist, dass rückseitig des Troges die höhenkälteste Luft (T500 < -30°) in den
Norden und Osten geführt wird. Die Front schwenkt recht rasch über die Mitte
hinweg in den Süden. Die frontalen Regenfälle erfassen daher in der Nacht die
Mitte und den Süden, sind aber insgesamt weit davon entfernt warnwürdig zu sein.
Auf der Rückseite sinkt die Temperatur in 850hPa fast überall unter 0 Grad. Der
Wind bleibt aufgrund des weiterhin verschärften Gradienten in der Nacht Thema.
An der Küste und auf den Gipfeln der Berge gibt es Sturmböen und selbst im
Flachland Norddeutschlands sind starke und örtlich auch stürmische Böen (Bft 7
bis 8) möglich. Auf den Alpengipfel werden sogar schwere Sturmböen (Bft 10) aus
West simuliert.


Mittwoch ... verlagert sich das Höhentief von Südskandinavien ins Baltikum. Der
damit verbundene Trog überstreicht unsere Osthälfte und wandert nach Osten ab.
Das korrespondierende Bodentief wandert unter leichter Abschwächung bis zum
Abend ebenfalls zum Baltikum. Seine Kaltfront passiert bis zum Mittag den
Südosten, bleibt aber an den Alpen liegen. Rückseitig wird mit einer weiterhin
recht lebhaften Strömung frische Polarluft zu uns geführt.

Das frontale Regenband erfasst dabei vor allem den Bereich südlich der Donau.
Die Mengen liegen allerdings meist bei nur ein paar mm/qm. Allerdings sinkt die
Schneefallgrenze an den Alpen von 1600m auf 1100m ab. Ansonsten sorgt die
höhenkalte Luft (T500 zwischen -25 und -30 Grad) vor allem in der Nordhälfte für
Schauer und teilweise kann auch vor allem im Osten und an der Küste das ein oder
andere Gewitter dabei sein. Zwischen Donau und den nördlichen Mittelgebirgen
schließt sich ein Streifen an, der meist trocken bleibt.

Markant bleibt die Windentwicklung, vor allem an der Ostseeküste und in den
Mittelgebirgen sind starke Böen bis Sturmböen, in exponierten Lagen auch schwere
Sturmböen möglich. Auf den Gipfeln des Erzgebirges sind zudem orkanartige oder
Orkanböen nicht auszuschließen. Im Osten werden auch im Flachland von C-EU Böen
der Stärke 8 bis 9 simuliert.
Die Temperaturen gehen auf 9 bis 12 Grad zurück, nur am Oberrhein werden noch 13
Grad simuliert.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Wetterentwicklung wird von den gesichteten Modellen in ähnlicher Art und
Weise simuliert. Warnrelevante Unterschiede sind nicht zu erkennen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich