DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

24-10-2016 09:00
SXEU31 DWAV 240800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 24.10.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SW z Übergang zu BM

Abends und nachts im Südwesten einzelne Gewitter, dabei Starkregen möglich.
Nachts in Staulagen des Südwestens Dauerregen. In den Alpen Föhn, auf Gipfeln
Sturmböen, exponiert orkanartige Böen. In Föhntälern Windböen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Montag... liegen wir in einer südwestlichen bis westlichen Höhenströmung, die
vorderseitig eines flachen Rückens über Frankreich bei uns antizyklonal geformt
ist. Der Rücken kommt nach Osten voran und erreicht mittags die Südwesthälfte
Deutschlands. Es schwächt sich bei seiner weiteren Nordostverlagerung so weit
ab, dass um 24 UTC über unserem Gebiet eine glatte Südwest-Höhenströmung
verbleibt.

Die Warmfront des Zentraltiefs westlich der Iberischen Halbinsel kommt über der
Südhälfte Deutschland nach Nordosten voran. Der zugehörige, zunächst meist nicht
warnwürdige, Regen breitet sich noch etwas nach Norden aus, während schon im
Tagesverlauf die nachfolgende wellende Kaltfront auf den Westen übergreift. Der
meiste Regen fällt wahrscheinlich von Rheinland Pfalz Richtung südliches
Sachsen-Anhalt mit ca. 10 bis 15 mm in 12 Stunden. C EU simuliert um 30 mm an
der Grenze zu Frankreich, steht damit aber allein da. Vielleicht reicht es
6-stündig mal für Starkregen, über Frankreich traten von 0 bis 6z Mengen um 15
mm in 6 Stunden auf.
Im Norden und im äußersten Südosten sind dagegen auch Aufheiterungen zu
erwarten, die am Alpenrand auf Föhn zurückgehen.
Auf exponierten Alpengipfeln muss weiterhin mit Böen Bft 8 bis 9, vereinzelt 11,
gerechnet werden. In Föhntälern sind Windböen nicht unwahrscheinlich. Ansonsten
beschränken sich 7er, vereinzelt 8er Böen auf exponierten Berggipfeln über dem
Süden und der Mitte.

Während im Norden die kühle Meeresluft wetterbestimmend bleibt, gelangt hinter
der Warmfront eine sehr milde Luftmasse in den Süden (T850 10 bis 15 Grad), in
der es durch den o.e. Föhn an den Alpen durchaus für 20 bis 23 Grad reichen
kann, während in der Nordhälfte häufig nur Werte um 10 Grad erreicht werden.

In der Nacht zum Dienstag verstärken sich die Regenfälle über der Südosthälfte
im Zuge der Bildung eines Wellentiefs, das über den Süden und die Mitte nach
Nordosten zieht. Vor allem in Staulagen des Südwestens sind 20 bis 30 mm Regen
in 12 Stunden zu erwarten. Im Südwesten sind abends und in der ersten
Nachthälfte auch einzelne Gewitter mit Starkregen möglich.

Ganz im Norden kann es bei Auflockerungen am Boden bis an den Gefrierpunkt
abkühlen, sonst ist es wesentlich milder, gerade unter den Wolken sind Minima
von 10 Grad in Aussicht. An der Föhnlage in den Alpen ändert sich zunächst kaum
etwas. Im Norden kann sich wieder gebietsweise Nebel bilden.

Dienstag... dreht die Höhenströmung mit Annäherung eines Troges von Nordwesten
her mehr auf westliche Richtungen. In der Nacht zum Mittwoch befindet er sich
schon über der Mitte Deutschlands in etwa von der Lausitz bis zum Saarland (300
hPa, IPV Maximum). Vor einem über die Britischen Inseln nachfolgenden Rücken
kräftigt sich eine Bodenhochdruckzone, die ausgehend vom russischen Hoch über
Skandinavien nach Südwesten zur Nordsee reicht.

Während das Wellentief über Polen nach Osten abzieht, verlagert sich die
Kaltfront im Tagesverlauf langsam weiter nach Südosten und überquert auch den
Süden und zieht in der Folge über die Alpen ab, wobei sich die frontale
Niederschlagsaktivität abschwächt. Warnwürdige Niederschlagsmengen stehen dann
nicht mehr auf der Karte, am ehesten in Staulagen an den Alpen sind noch einmal
um 10 mm Niederschlag zu erwarten.

Im Hochschwarzwald und in den Alpen muss in Gipfellagen bis zum Mittag noch mit
Böen Bft 8 bis 10 gerechnet werden, bevor spätestens zum Nachmittag der Föhn in
den Alpen mit Passage der Kaltfront zusammenbricht.

Im Süden halten sich noch Reste der warmen Luftmasse in der es südlich des Mains
zu 14 bis 19 Grad reicht, weiter nördlich langt es, bei teils den ganzen Tag
bedecktem Himmel "nur" zu 9 bis 13 Grad. Größere Auflockerungen sind vor allem
ganz im Nordwesten rund um die Nordsee drin.

In der Nacht zum Mittwoch legt sich eine Hochdruckzone über Deutschland, wobei
aber zunächst vor allem im östlichen Mittelgebirgsraum und an den Alpen noch
etwas Regen fällt, der aber weiter nachlässt. Dieser ist die auf in der Höhe
noch vorhandene Trogvorderseite zurückzuführen. Sonst steht zusehends wieder die
Grenzschicht im Focus. Dabei lockern die Wolken vorübergehend auf, es dürfte
sich aber recht schnell Nebel und Hochnebel bilden. Sollte es im Norden mal
längere Zeit klar sein, geht die Temperatur bis in Gefrierpunktnähe zurück.

Mittwoch... zieht der Rücken weiter nach Südosten, nachfolgend gelangen wir in
eine nordwestliche Höhenströmung am Rand von hohem Geopotential über dem
Nordostatlantik. Die Frontalzone verläuft dabei vom Seegebiet zwischen Island
und Schottland über Südskandinavien nach Südosten bis Osten.

Die Bodenhochdruckzone wandert über Deutschland langsam nach Süden, letzte
schwache Regenfälle im Süden hören auf, der teils dichte Nebel und Hochnebel aus
der Nacht dürfte sich aber nur langsam, gebietsweise gar nicht auflösen, vor
allem in Tälern, Flussniederungen etc.. Der Norden kommt aber wieder in eine
westliche Strömung in der sich eine teilokkludierte Front annähert. Der Wind
frischt dabei aus Südwest auf mit Bft 7 zum Abend an der Nordsee.
In der Nacht zum Donnerstag dringt der Tiefausläufer mit leichten Regenfällen in
den Norden ein. Mit Durchzug der Front sind an den Küsten Bft 7 zu erwarten, der
Wind dreht dabei von Südwest auf West bis Nordwest. Auch auf den Gipfeln der
nördlichen Mittelgebirge frischt der Wind stärker auf, Bft 7 bis 8.

Sonst hält sich der Hochdruckeinfluss mit verbreitetem Nebel und Hochnebel sowie
bei Auflockerungen lokalem Bodenfrost.

Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die Modelle simulieren großräumig sehr ähnlich. Allerdings ist die
Windsimulation, hinsichtlich der stärksten Böen, des ICON in Zweifel zu ziehen.
Es gibt eigentlich keinen Grund für beispielsweise mehr als 40 Kt im Spessart
heute tagsüber. Die Niederschlagsschwerpunkte und deren Mengen werden ebenfalls
unterschiedlich simuliert, am wahrscheinlichsten scheint, dass die Staulagen des
Südwestens nachts warnwürdige (ocker,12h) Regenmengen abbekommen, wie z.B. C DE
EPS es bringt. Ob es schon tagsüber mal für Starkregen (6h) reicht, bleibt
abzuwarten. Dazu müssen die aktuellen Niederschlagssummen im Auge behalten
werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner