DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

23-10-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 23.10.2016 um 10.30 UTC



Trotz vorherrschendem Hochdruckeinfluss meist kein ungetrübter Sonnenschein. Zum
Anfang übernächster Woche Kaltlufteinbruch möglich.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 30.10.2016


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am kommenden Mittwoch liegt nach dem
aktuellen EZMW-Lauf von 00 UTC ein Höhentief über dem Baltikum, dem ein
Kurzwellentrog bei Schottland folgt. Dazwischen ist ein flacher Rücken zu sehen.
Im Bodendruckfeld baut sich vom Atlantik bis nach Tschechien unter diesem Rücken
hoher Druck in Form einer Brücke auf. Der Kurzwellentrog schwenkt zum Tagesende
hin jedoch über Deutschland hinweg, womit auch die Ausläufer des zugehörigen
Bodentiefs, das Südnorwegen erreicht, von Nordwesten her auf uns übergreifen.
Bei -2 bis 3 Grad ist dabei recht kalte Luft in 850 hPa wirksam.

Am Donnerstag nimmt nach Abzug des Kurzwellentroges nach Osten hin unter dem
sich nach Nordosten etwas aufsteilenden Rücken der Hochdruckeinfluss in
Deutschland zu. Dieser ist im Norden zum Tagesende hin bereits wieder schwächer,
weil mit der Annäherung der Frontalzone und eines Langwellentrogs die
Tiefdruckaktivität schon wieder zunimmt. So können Ausläufer eines Tiefs im
Nordmeer den Norden von Deutschland streifen.

Ab Freitag ist die Frontalzone vom Seegebiet südlich Grönlands bis in die Ostsee
zu finden. Sie trennt hohes Geopotenzial südwestlich davon von tiefem
Geopotenzial nordöstlich davon. Am Boden stehen sich ein Tiefdrucksystem über
dem Nordmeer und ein Hoch über Westeuropa entgegen. Über Deutschland stellt sich
dabei eine nordwestliche Strömung ein, die feuchte Luft zu uns transportiert.
Neben von der Nordsee kommenden Stratusfeldern können sich Nebel und Hochnebel
bilden, die sich tagsüber gebietsweise durchaus auch länger halten. Immerhin
steigen die 850 hPa-Temperaturen auf 2 bis 8 Grad.

Am Samstag verschiebt sich das Tiefdrucksystem mit dem zum Baltikum
ausgreifenden Langwellentrog nach Skandinavien, während das Hoch über Westeuropa
noch erhalten bleibt. Weil die Frontalzone aber etwas nach Südwesten kippt,
können im Nordosten bei weiter bestehender Nordwestströmung vorübergehend
kühlere Luftmassen mit Temperaturen unter 0 Grad in 850 hPa einfließen. Nebel,
Hochnebel und viele Wolken dürften das beherrschende Thema bleiben, im Norden
und Nordosten örtlich garniert mit ein wenig Regen.

Am Sonntag schwächt sich das Hoch über Westeuropa ab. Deutschland verbleibt in
der nordwestlichen Strömung unter leicht zunehmender Zyklonalität, womit
weiterhin viele Wolken mit gelegentlichem Regen (außer im Süden) vorherrschend
bleiben.

In der erweiterten Mittelfrist ab Montag formiert sich über der Nordsee eine
kräftige Austrogung am Langwellentrog über Skandinavien durch einen vom Nordmeer
nach Süden ziehenden Kurzwellentrog. Diese Austrogung erreicht bald auch
Deutschland. Mit einer Kaltfront eines über dem Baltikum liegenden Tiefs kommt
damit von Norden her kalte Luft zu uns, die 850 hPa-Temperatur sinkt auf 0 bis
-5 Grad. In der Folge deutet sich unter dem Einfluss des Langwellentrogs
zyklonal geprägtes Wetter an.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis zum Samstag sind zwar zwischen dem aktuellen EZMW-Lauf von 00 UTC und den
beiden gestrigen Vorläufen kleine Unterschiede zu sehen, diese wirken sich
jedoch nicht gravierend auf unser Wetter aus, sodass die Vorhersage kaum
geändert werden muss. Ab Sonntag ist über der Nordsee nun aber eine Austrogung
eines Langwellentrogs zu erkennen, wobei dieser zum Wochenanfang über
Mitteleuropa und Deutschland erwartet wird. Im gestrigen 00 UTC-Lauf wurde er
noch wesentlich weiter östlich platziert, in den Ensemblergebnissen war aber
auch da schon zu vermuten, dass er mehr nach Westen hin ausgreifen könnte.
Bereits der gestrige 12 UTC-Lauf ebnete dann den Weg in diese Richtung. Als
Folge davon können wir ab Montag etwa 5 Kelvin niedrigere Temperaturen und
wechselhaftes Wetter erwarten.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


GFS simuliert das Hoch in der zweiten Wochenhälfte über Westeuropa stärker und
bezieht Teile Mittel- und Südosteuropas mit ein. Damit wäre der antizyklonale
Einfluss bei uns stärker und die Nordwestströmung deutlich schwächer.
Infolgedessen könnte es etwas mehr Sonnenscheinanteile geben. Ab Sonntag werden
wir bei diesem Modell durch den Langwellentrog schwächer als beim EZMW
getroffen. ICON ist in den groben Zügen dem EZMW weitgehend ähnlich. JMA geht
zunächst den GFS-Weg mit, um ab dem Wochenende das Hoch über Mitteleuropa zu
platzieren. Dieser würde auch den nachfolgenden Langwellentrog blockieren. GEM
wiederum ist dem EZMW zunächst nahe, ab dem Wochenende dann dem JMA mit
Hochdruckeinfluss bei uns. NAVGEM stimmt bis zum Wochenende mehr mit dem GFS als
mit dem EZMW überein. __________________________________________________________


Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die 500 hPa-Geopotenzial-Rauchfahne des EZMW-Ensembles von 00 UTC für Offenbach
zeigt zunächst eine sehr enge Bündelung bis zum Freitag. Am Samstag gibt es bei
immer noch enger Bündelung einzelne Ausreißer nach unten. Ab Sonntag wird die
Streuung deutlich breiter, Haupt- und Kontrolllauf liegen dann im untersten
Bereich davon. Der Mean ist fast 20 gpdam höher angesiedelt. Insofern darf ein
dickes Fragezeichen hinter die ab Sonntag beginnende Austrogung über der Nordsee
gesetzt werden. Ähnlich verhält sich die Rauchfahne der 850 hPa-Temperatur, die
bei enger Bündelung zunächst zwischen 0 und 5 Grad schwankt. Ab Sonntag zeigt
sich beim Haupt- und Kontrolllauf ein Abfall bis auf -5 Grad, wobei auch hier
der unterste Rand der Streuung eingenommen wird, aber auch einer von zwei
Mean-Bereichen getroffen wird. Am oberen Rand der Streuung existieren Lösungen
bis 10 Grad.

Bei der Clusteranalyse bestätigt sich diese Auffassung. Bei t+192_240 (Sonntag,
00 UTC - Dienstag, 00 UTC) werden drei Cluster geliefert (24, 16 und 11
Mitglieder, Hauptlauf in C2, Kontrolllauf in C1). Während C1 den Langwellentrog
nicht ganz so scharf über Mitteleuropa zeigt, ist dieser bei C2 voll
ausgebildet. Bei C3 dagegen dominiert ein Rücken bzw. der Hochdruckeinfluss.

Alles in allem scheint die Vorhersage bis zum Samstag relativ sicher, wenn man
mal von der Frage der Lage des Hochs bzw. der damit verbundenen Stärke der
nordwestlichen Strömung ein wenig absieht. Ab Sonntag ist die nach Mitteleuropa
gerichtete Austrogung ziemlich unsicher, wird sie doch weder von den anderen
Modellen noch von den Ensembleergebnissen eindeutig mitgetragen. Ob hierbei das
EZMW das "richtige Näschen" hat, muss sich in den nächsten Modellläufen erst
noch zeigen.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI zeigt zwar bezüglich des Niederschlags keine Signale, dennoch ist am
Alpenrand am Mittwoch noch Dauerregen möglich. Insbesondere COSMO-LEPS weist mit
Wahrscheinlichkeiten bis 25 % für mehr als 30 mm/24 Stunden darauf hin.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW-EPS, EZMW-MOS. Ab Sonntag aufgrund des "Bauchgefühls" EZMW-MOS.
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler