DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

22-10-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 22.10.2016 um 10.30 UTC



Trotz Hochdruckeinfluss bei steigenden Temperaturen kaum "Goldener Oktober".
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 29.10.2016


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am kommenden Dienstag liegt nach dem
aktuellen EZMW-Lauf von 00 UTC ein Höhentief über Skandinavien, der Ostsee und
dem Baltikum. Ein korrespondierendes Bodentief ist zum Tagesende hin mit Zentrum
über Estland zu finden. Ausläufer dieses Tiefs liegen schleifend über dem Süden
Deutschlands. Nach Norden hin wird dagegen Hochdruckeinfluss wirksam, den ein
Keil eines kräftigen über Russland liegenden Hochs von der Nordsee her zu uns
bringt. Die Temperatur liegt in 850 hPa zwischen -1 Grad im Norden und bis 7
Grad im Süden.

Am Mittwoch verlagern sich Höhen- und Bodentief über Skandinavien und dem
Baltikum insgesamt ein wenig nach Osten, damit zieht auch die Front über
Süddeutschland nach Süden ab. Dann kann sich mit einem flachen Rücken, der von
den Britischen Inseln kommt, über dem Ärmelkanal im Keil des Russlandhochs ein
eigenständiges Hoch ausbilden. Dieses wird zum Tagesende hin von der Biskaya bis
nach Tschechien reichen. An der Nordflanke des Hochs ist der zyklonale Einfluss
im Norden des Landes jedoch noch stärker. Mit Hilfe eines Kurzwellentrogs
greifen dort Ausläufer eines Tiefs über dem Nordmeer über, die auch zeitweiligen
Regen bringen. Bei -2 Grad im Südosten bis 4 Grad im Westen ist das
Temperaturniveau niedrig.

Am Donnerstag und Freitag bleibt das Hochdruckgebiet unter einem breiten Rücken
über Westeuropa quasistationär. Dabei befindet sich Deutschland an der
Nordostflanke des Hochs unter meist antizyklonalem Einfluss. Mit einer
nordwestlichen Strömung können von der Nordsee aber dichte Stratusfelder
eingesteuert werden. Zudem bilden sich durch Absinken in den Nächten
gebietsweise Nebel und Hochnebel, deren Auflösung angesichts der
fortgeschrittenen Jahreszeit gebietsweise wohl länger dauert. Die Chancen auf
zum "Goldenen Oktober" passendes Wetter stehen also eher schlecht. Bei 2 bis 8
Grad steigen immerhin die Temperaturen in 850 hPa etwas an.

Auch am Samstag ändert sich an der Konstellation mit dem Hoch über West- bzw.
dem westlichen Mitteleuropa nicht so viel, allerdings wird von Nordwesten
zunehmend feuchte Luft herangeführt. Damit dürften sich die Wolkenanteile noch
erhöhen, vor allem nach Norden hin ist auch leichter Regen möglich. Darüber
hinaus wird im Nordosten Deutschlands am Rande des weiter über Nordeuropa
liegenden und sich regenerierenden bzw. sogar verstärkenden Höhentief, das im
Zuge dessen außerdem zu einem Langwellentrog umfunktioniert wird, etwas kühlere
Luft advehiert. Die 850 Temperatur geht dabei auf unter 0 Grad zurück, während
sie nach Westen und Süden hin weiterhin bei 2 bis 8 Grad liegt.

In der erweiterten Mittelfrist ab Sonntag schwächt sich das Hoch über Westeuropa
bzw. dem westlichen Mitteleuropa ein wenig ab. So können von Nordwesten und
Norden trotz dominierendem Hochdruckeinfluss zunehmend feuchte Luftmassen nach
Deutschland gelangen. Die Temperaturen ändern sich dabei nur wenig.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bereits ab Dienstag lassen sich beim aktuellen EZMW-Lauf von 00 UTC Unterschiede
zu den beiden gestrigen Vorläufen feststellen. So liegt das Tief zum Tagesende
hin bereits über Estland, nach den beiden Vorläufen aber noch über Polen bzw.
der Ostsee. Damit wurden mehr Niederschläge für Deutschland angenommen, nun soll
es nach dem aktuellen Lauf vor allem am Nachmittag von Norden her gebietsweise
schon trocken bleiben. Am Mittwoch wurde das neue Hoch weiter westlich
gerechnet, womit der Kurzwellentrog sich auf ganz Deutschland mit Niederschlägen
hätte auswirken können. Nach den beiden jüngsten Läufen wird hauptsächlich noch
der Norden Deutschlands davon beeinflusst. Von Donnerstag bis Samstag gibt es
zwar auch Unterschiede in den numerischen Feldern (z.B. wird das sich
regenerierende Höhentief über Skandinavien stärker berechnet), die Auswirkungen
für das Wetter in Deutschland halten sich aber in Grenzen. Am deutlichsten
treten bei den Temperaturen in Nordostdeutschland am Samstag Unterschiede
zutage: Mit dem neuesten Lauf liegen sie etwa 5 Kelvin unter dem gestrigen 00
UTC-Lauf. In der erweiterten Mittelfrist ab Sonntag wird das Hoch nun schwächer
gerechnet und von der Lage her so positioniert, dass sich eine fast nördliche
Strömung ergibt, zuvor lief es eher auf eine nordwestliche bis westliche
Strömung hinaus. Damit sind feuchtere und kältere Luftmassen bei uns zu
erwarten. Insgesamt liegt das Temperaturniveau dabei etwa 5 Kelvin niedriger als
von den Vorläufen angenommen, zudem dürften mehr Wolken und örtlich auch
Niederschläge mit von der Partie sein.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


ICON ist von den grundlegenden synoptischen Feldern dem EZMW sehr ähnlich, auch
GFS zeigt keine gänzlich unterschiedliche Lösung auf. Darüber hinaus stimmen
weitere globale Modelle wie das JMA, GEM und NAVGEM größtenteils mit dem EZMW
überein.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne des 500 hPa-Geopotenzials des EZMW-Ensembles für Offenbach weist
bis zum Freitag eine sehr enge Streuung auf, wobei Haupt- und Kontrolllauf im
Median liegen und das Potenzial passend zur oben skizzierten Lösung meist auf
hohem Niveau ist. Ab Samstag öffnet sich der Spread, ab Sonntag gibt es einige
deutlich niedrigere Lösungen. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass der über
Nordeuropa liegende Langwellentrog von Osten her bei uns Fuß fassen könnte.
Damit verbunden sieht man auch einen signifikanten Abfall des Hauptlaufs in der
Rauchfahne der 850 hPa-Temperatur ab Sonntagabend. Die Mehrheit der Lösungen
geht jedoch von höherem Geopotenzial und höheren Temperaturen aus.

Die Clusteranalyse liefert dann auch bei t+192-240 (Sonntag, 00 UTC bis
Dienstag, 00 UTC) Ansätze für eine mögliche Troglage über Deutschland. So wird
der Hauptlauf mit 12 Membern in C3, der Kontrolllauf mit 11 Membern in C4
eingeordnet. C3 zeigt den Trog zeitweise über uns, C4 ab Sonntag sogar
vollständig. C1 und C2 mit 16 und 12 Membern belassen den Trog dagegen weiter
östlich und entsprechen so mehr dem oben entworfenen Szenario. Zwar gibt es auch
bei t+120-168 4 Cluster, deren Lösungen ähneln sich aber über Mitteleuropa
ziemlich stark.

So kann als Fazit festgehalten werden, dass die Vorhersage bis Freitag als
ziemlich sicher angesehen werden kann. Ab Samstag beginnen die Unsicherheiten,
die sich vor allem auf die Lage des Langwellentrogs kaprizieren. Der Mehrheit
der Lösungen nach verbleibt dieser aber östlich von uns.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI zeigt am Dienstag im Südwesten Signale für Dauerregen, der von COSMO LEPS
immerhin mit geringen Wahrscheinlichkeiten bis 20 % für mehr als 30 l/qm in 24
Stunden gestützt wird. Am Mittwoch ist nach COSMO LEPS am Alpenrand dann noch
Dauerregen möglich, EFI zeigt an diesem Tag aber keine Auffälligkeiten mehr.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW-EPS, EZMW-MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler