DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

16-10-2016 09:00
SXEU31 DWAV 160800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 16.10.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Sz
Keine markanten Entwicklungen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... liegen wir noch weitgehend unter einem Höhenrücken, der sich vom
westlichen Mittelmeer bis ins Nordmeer erstreckt. Er verlagert sich zögernd nach
Osten, so dass wir langsam auf die Vorderseite eines Troges, nebst eingelagertem
Höhentief bei Irland gelangen. Es überwiegt dabei im größten Teil des Landes
Absinken und entsprechend Hochdruckeinfluss am Rande des kräftigen Hochs mit
Zentrum über dem Westen Russlands.
Die Kaltfront des Tiefs westlich Irlands schafft es aufgrund kaum vorhandener
Schubkomponente nicht, sich deutlicher dem Vorhersageraum zu nähern. Auf der
anderen Seite liegt die Warmfront aus gleichem Grund im Grenzbereich von
NO-Deutschland zu Polen quasistationär. Die Hebungsvorgänge dort schwächen sich
aber ab. Es aber im Nordosten (vor allem MV, östliches BB) häufig bedeckt, Regen
fällt aber nur noch wenig.
Ansonsten setzt sich, trotz einiger hoher, später im W mittelhoher Wolkenfelder,
häufig die Sonne durch. Allerdings löst sich der Nebel, der sich nachts in
Aufklarungsgebieten gebildet hat, teilweise nur sehr zögernd auf. Mittlerweile
sind wir in einer Jahreszeit angekommen, wo sich der Nebel tagsüber z.T. nicht
mehr auflöst, was im Süden örtlich der Fall sein kann (Donauniederung,
Bodensee). Dor, wo sich der Nebel spät oder ggf. gar nicht auslöst sowie im
bedeckten NO wird es nicht wärmer als rund 10°C, während sonst 13 bis 19°C, im W
lokal vielleicht sogar 20°C möglich sind.

In der Nacht zum Montag wandert der Höhenrücken langsam nach Osten, während die
Achse des westeuropäischen Höhentiefs/troges den Westen Frankreichs erreicht.
Die vorgelagerte Kaltfront, des über die Hebriden Richtung Färöer ziehenden
Bodentiefs erreicht Benelux und Nordostfrankreich. Im Vorfeld ziehen vermehrt
hohe und mittelhohe Wolken in die westlichen Landesteile, für Regen reicht es
bis zum frühen Morgen wahrscheinlich aber noch nicht. Dafür wird dort die
Nebelbildung verhindert, was auch für den stark bewölkten Nordosten gilt.
Dazwischen allerdings ist Nebel einmal mehr ein Thema, vor allem in der Mitte
und im Süden. Nach Norden hin könnte ein etwas auflebender, aber alles in allem
nicht warnwürdiger SO-Wind - nur über der Nordsee sind mal in Böen um 50 km/h zu
erwarten - die Entstehung von Nebel verhindern.

Montag... verschiebt sich das großräumige Strömungsmuster weiter nach Osten. Wir
gelangen somit mehr und mehr auf die Trogvorderseite und die Kaltfront, des
nördlich Schottlands nach Osten ziehenden Tiefs, greift von Westen her auf
Deutschland über. Die Front dürfte die Westhälfte bis zum Abend überquert haben,
sie gerät zusehends ins Schleifen und neigt zur Wellenbildung. Dabei schwächen
sich die Hebungsvorgänge mit Übergreifen der Front auf den Westen zunächst ab
und erst im Tagesverlauf, wenn sich von Südwesten her ein weiterer
Kurzwellentrog nähert, kommt es von Benelux und Nordostfrankreich her vermehrt
zu teils konvektiv verstärkten Regenfällen.
Die Modelle haben die Hinweise auf Gewitter etwas zurückgefahren. Im Cosmo DE
tauchen sie noch auf, Cosmo EU und GFS wollen davon kaum noch etwas wissen.
Dennoch sind sie nicht ganz von der Hand zu weisen. Die Lapse-Rates halten sich
zwar in Grenzen, steigende Feuchte von Westen her und leichte CAPE-Werte deuten
aber an, dass es durchaus für einzelne Gewitter reichen kann, die - so sie den
auftreten - meist in die Kategorie "gelb" fallen sollten, angesichts von PPW
Werten nahe 30 mm ist aber auch Starkregen nicht ganz ausgeschlossen.

Weiter östlich verläuft der Wochenstart unspektakulär mit einigen sonnigen
Abschnitten. Auch im NO verschwinden die tiefen Wolken, es ziehen aber auch hohe
und mittelhohe Wolken durch. Außerdem dauert es besonders im Süden wieder
längere Zeit, bis sich Nebel oder Hochnebel aufgelöst haben.
Der Wind dreht mit Frontdurchgang von SO bis S auf südwestliche Richtungen,
bleibt dabei aber durchweg unterhalb der Warnschwellen. Temperaturmäßig hinkt
der NO weiter hinterher mit gerade mal 9 bis 13°C, sonst stehen - abgesehen von
den Gebieten mit zähem Nebel - 14 bis 19°C auf der Karte.

In der Nacht zum Dienstag kommt die Kaltfront unter Bildung einer Welle, die
über die Mitte nach Nordosten zieht, nur sehr zögernd nach Osten voran. Die
Regenfälle verlagern sich in diesem Zusammenhang in die südlichen Landesteile
und kommen auch über dem Norden nach Osten voran, wobei fraglich ist wieweit, da
die Modelle zusehends divergieren. Der Nordosten bleibt möglicherweise noch
außen vor. Dort kann sich Nebel bilden.
COSMO-EU und ICON signalisieren dabei für den Westen und die Mitte
Starkregenereignisse von örtlich 20-30, vereinzelt 40 mm innert 6 h, was
offensichtlich bis weit in die Nacht andauernden konvektiven Umlagerungen
geschuldet ist. Auch dies erscheint sehr fraglich. Wovon man ausgehen kann ist,
dass falls es postfrontal im Nordwesten wieder auflockert, sich in der durch den
Regen angefeuchteten Grundschicht gebietsweise Nebel bildet.

Dienstag... kräftigt sich über dem nahen Ostatlantik infolge Druckanstiegs ein
Hochdruckgebiet, das seine Fühler über Frankreich nach Mitteleuropa ausstreckt.
Die Tiefdruckrinne mit der eingelagerten Front kommt nur zögernd weiter nach
Osten voran und erstreckt sich über die östlichen Landesteile südwärts Richtung
Alpen. Vor allem über der Südosthälfte haben wir es demnach mit postfrontalen
Niederschlägen, inklusive starker Bewölkung zu tun. Gebietsweise kann es auch
länger anhaltend regnen. Seitens Cosmo EU und ICON werden weiter Signale für
stärkere Konvektion und Niederschlagsmengen über 20 mm/6h geliefert, am
Alpenrand gehen diese auch bis 35 mm/6h. Ob es tatsächlich so weit kommt
erscheint fraglich, andere Modelle zeigen dies nicht, die Ensembleprodukte
stützen dies nicht.

In den übrigen Regionen, vor allem nach Westen und Nordwesten hin zeigt sich
nach Nebelauflösung hin und wieder Sonne. Die Tageshöchstwerte liegen meist
zwischen 12 und 17°C.

In der Nacht zum Mittwoch greift ein von Skandinavien südwärts vorstoßender Trog
auf den Norden über. Zunächst wird durch vorderseitige Hebung Regen ausgelöst,
teils schauerartig, die höhenkälteste Luft bleibt aber noch außen vor. Im
Südosten und Richtung Alpen regnet es postfrontal gebietsweise noch, dazwischen
lockert die Bewölkung auch stärker auf mit dem ein oder anderen Nebelfeld.
An der Nordsee führt die Annäherung eines Bodentiefs von Südskandinavien her zu
Gradientverschärfung mit auffrischendem Westwind, an den Küsten sind erste 7er
Böen möglich.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modellaussagen divergieren schon in der Kurzfrist deutlich, entsprechend
unsicher sind die Prognosen zum Ende der Kurzfrist. Der Text richtet sich nach
der ICON Modellierung, obwohl diese einige Konsistenzprobleme aufweist.

Die Frontpassage zum Dienstag wird von ECMWF deutlich progressiver simuliert,
auch der nachfolgende Trog tropft rascher und weiter westlich ab, als bei ICON.
GFS simuliert in etwa zwischen ECMWF und ICON. Abgesehen vom Wind, der laut
ECMWF rascher von Westen wieder auffrischen könnte und Gewittern über dem Westen
in der Nacht zum Mittwoch, schlägt sich die abweichende Wetterentwicklung
zunächst kaum warnrelevant nieder.
Die im Text angesprochene stärkere Konvektion und die möglichen warnrelevanten
Regenfälle sind alles in allem wenig wahrscheinlich, am ehesten treten noch
einzelne Gewitter im Südwesten auf, auf die auch Mos mit erhöhten
Wahrscheinlichkeiten Hinweise gibt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner