DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

15-10-2016 21:00
SXEU31 DWAV 151800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 15.10.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Zwischenhocheinfluss mit nächtlichem Nebel und einem warnfreien Sonntag ohne
TATORT.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... Heute Abend befindet sich Deutschland auf der Vorderseite eines
umfangreichen Höhentiefs mit Drehzentrum knapp westlich von Irland. Davon
ausgehend erstreckt sich ein Randtrog bis hinüber in die Nordhälfte des
Vorhersageraums, der aber im Laufe der Nacht nach Norden abzieht und rückseitig
durch einen schmalen Rücken ersetzt wird, der sich von Süden her
nord-nordostwärts "bohrt". Der Rücken stützt ein Bodenhoch, das aktuell dabei
ist, sich zu bilden (es wird bereits seit einiger Zeit Druckanstieg in
Deutschland beobachtet) und bei uns für gradientschwache Verhältnisse zu sorgen.
Damit geht auch die letzte Windbastion an der vorpommerschen Ostseeküste kaputt,
so dass landesweit keine Windwarnungen mehr vonnöten sein werden.
An ihre Stelle treten dafür Nebelwarnungen, wenn freilich auch an anderen
Stellen. Mit Ausnahme des Nordostens, wo die dort befindliche Warmfront nur
schwerlich gegen das blockierende nord-nordosteuropäische Hoch (es handelt sich
immer noch um PETER) ankommt und weiterhin für reichlich Bewölkung und anfangs
auch noch für etwas Regen sorgt sowie Teilen West- und Nordwestdeutschlands, wo
ein etwas auflebender SO-Wind und Überströmungseffekte der Nebelbildung einen
Strich durch die Rechnung machen könnte, kann sich vielerorts Nebel bilden -
vorausgesetzt, die Bewölkung lockert lange genug auf, was sich aber zunehmend
abzeichnet. Besonders in Süddeutschland dürfte es etwas großflächiger für Nebel
reichen. Luftfrost ist in der relativ milden (Ausnahme NO, wo es aber stark
bewölkt bis bedeckt bleibt) und feuchten Luftmasse kein Thema, selbst Bodenfrost
wird aufgrund der derzeit noch recht hohen Taupunkte (meist 7 bis 12°C) nicht
allzu häufig auftreten (lokal im westlichen Bergland sowie am Alpenrand).


Sonntag ... steht deutschlandweit ein ruhiger und vielfach recht freundlicher
Tag ins Haus. Zwar verlagert sich der o.e. Höhenrücken etwas nach Osten, so dass
wir zunehmend auf die Vorderseite des nach wie vor bei Irland positionierten
hochreichenden Tiefs gelangen. Trotzdem überwiegt im größten Teil des Landes
Hochdruckeinfluss, zumal es die Kaltfront des Tiefs aufgrund kaum vorhandener
Schubkomponente nicht schafft, sich substanziell dem Vorhersageraum zu nähern.
Auf der anderen Seite schafft es aus gleichem Grund die Warmfront im
Grenzbereich von NO-Deutschland zu Polen nicht, nennenswerten Boden nach Osten
hin gutzumachen. Entsprechend bleibt es im NO (vor allem MV, nördliches BB)
weitgehend bedeckt mit einigen wenigen Tropfen Regen hier und da.
Ansonsten hat die Sonne trotz einiger hoher, später im W auch mittelhoher
Wolkenfelder gute Auftrittschancen, wenn, ja wenn sich der Nebel aufgelöst hat,
was an der einen oder anderen Stelle durchaus bis in den Nachmittag hinein
dauern kann. Mittlerweile sind wir auch in einer Jahreszeit angekommen, wo sich
der Nebel z.T. gar nicht mehr auflöst, was vielleicht auch morgen im Süden
örtlich der Fall sein kann (Donauniederung, Bodensee). Dor, wo sich der Nebel
spät oder ggf. gar nicht auslöst sowie im bedeckten NO wird es nicht wärmer als
rund 10°C, während sonst 13 bis 19°C, im W lokal vielleicht sogar 20°C für einen
16. Oktober keine schlechten Hausnummern darstellen.

In der Nacht zum Montag wandert der Höhenrücken langsam nach Osten aus.
Gleichzeitig erreicht die Achse des westeuropäischen Höhentiefs respektive
-troges den Westen Frankreichs. Die vorgeschaltete Kaltfront des in Richtung
Schottland ziehenden Bodentiefs erreicht Benelux und Nordostfrankreich. Im
Vorfeld ziehen vermehrt hohe und mittelhohe Wolken insbesondere in die
west-nordwestlichen Landesteile, für Regen reicht es bis zum frühen Morgen sehr
wahrscheinlich aber noch nicht. Dafür wird dort die Nebelbildung erschwert bzw.
ganz verhindert, was nach wie vor auch für den mit tiefen Wolken übersäten NO
gilt. Dazwischen allerdings ist Nebel einmal mehr ein Thema, vor allem in der
Mitte und im Süden. Nach Norden hin könnte ein etwas auflebender, aber noch
nicht warnwürdiger SO-Wind die Entstehung von Nebel verhindern.

Montag ... verschiebt sich das großräumige Strömungsmuster etwas nach Osten,
wodurch der o.e. Höhentrog, besser seine Vorderseite, und die Kaltfront mehr
Zugriff auf Deutschland bekommen. Die Front dürfte die Westhälfte bis zum Abend
knapp überquert haben, wobei es zu teils konvektiv verstärkten Regenfällen
kommt. Nach wie vor simulieren einige Modelle wie COSMO-EU oder GFS auch
Gewitter vor der Frontpassage, was aus heutiger Sicht nicht ganz von der Hand zu
weisen ist. Die Lapse-Rates deuten auf eine gewisse Labilität hin und auch die
Prognosetemps signalisieren etwa zwischen 750 und 500 hPa eine recht beachtliche
Temperaturabnahme. Hinzu kommt eine allmähliche Feuchteanreicherung von Westen,
so dass es trotz geringer CAPE-Werte durchaus für einzelne Gewitter reichen
kann, die - so sie den auftreten - in die Kategorie "gelb" fallen sollten.
Ansonsten verläuft der Wochenstart recht unspektakulär mit einigen sonnigen
Abschnitten, vor allem nach Osten hin (auch im NO verschwinden die tiefen Wolken
mehr und mehr), aber auch mal mehr, mal weniger dichten CMs und CHs. Außerdem
dauert es besonders im Süden wieder längere Zeit, bis sich Nebel oder Hochnebel
aufgelöst respektive gelichtet haben.
Der Wind dreht mit Frontdurchgang von SO bis S auf südwestliche Richtungen,
bleibt dabei aber durchweg unterhalb der im DWD gültigen Warnschwellen (mind.
Stärke 7 Bft). Temperaturmäßig hinkt der NO weiter hinterher mit gerade mal 9
bis 13°C Tmax, sonst stehen - abgesehen von den Gebieten mit zähem Nebel - 14
bis 19°C auf der Karte.

In der Nacht zum Dienstag kommt die Kaltfront weiter nach Osten voran, wodurch
sich die Regenfälle in die östlichen und südlichen Landesteile verlagern.
COSMO-EU signalisiert dabei für den Süden mögliche Starkregenereignisse von
örtlich 20-30, vereinzelt 40 mm innert 6 h, was offensichtlich bis weit in die
Nacht andauernden konvektiven Umlagerungen geschuldet ist. Diesbezüglich sind
aus heutiger Sicht allerdings größere Zweifel angebracht, ob es tatsächlich so
"fett" kommt.
Fakt ist, dass es postfrontal auflockert und sich in der durch den Regen frisch
angefeuchteten Grundschicht gebietsweise Nebel bildet.

Dienstag ... liegen über dem Osten und Richtung Alpen zunächst noch die Reste
der Kaltfront bzw. Okklusion, was dort dichte Bewölkung und gebietsweise Regen
bedeutet, der vor allem südlich der Donau auch länger andauern kann, Nach wie
vor hat COSMO -EU in puncto Regenmenge und konvektiver Verstärkung bis hin zu
Gewittern weit die Nase vorn, was abzuwarten bleibt.
In den übrigen Regionen zeigt sich nach Nebelauflösung hin und wieder Sonne,
bevor zum Abend hin (das Timing der Modelle ist noch nicht ganz einheitlich und
ECMF von 00 UTC am schnellsten) ein weiterer Trog auf den W und NW mit neuem
Regen bzw. Schauern übergreift. Die Tageshöchstwerte liegen meist zwischen 12
und 17°C.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die Entwicklung ähnlich, etwaige Unterschiede oder
Unschärfen wurden weitgehend im Haupttext erwähnt.



Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann