DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

12-10-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 12.10.2016 um 10.30 UTC



Insgesamt wechselhaft, anfangs Föhn in den Alpen, vorübergehend milder.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 19.10.2016


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraumes am Samstag befindet sich
Deutschland im Grenzbereich zwischen einem recht umfangreichen Höhentief mit
Zentrum westlich der Britischen Inseln und einem recht schmalen, aber weit nach
Norden reichenden Höhenkeil über dem östlichen Mitteleuropa. Damit hat sich eine
südliche bis südwestliche Höhenströmung eingestellt, in den unteren
Luftschichten teils noch mit Ostkomponente. Insgesamt wird dabei eine recht
milde Luftmasse mit 850 hPa-Temperaturen um 10 Grad (im Südosten 12 Grad)
herangeführt. Zudem gestaltet sich das Wetter unter dem Einfluss der Ausläufer
des Bodentiefs mit Zentrum knapp westlich von Irland eher trüb und wechselhaft.
An den Alpen hat sich in der südlichen Anströmung eine Föhnsituation
eingestellt, die im Laufe des Samstages aber allmählich zusammenbricht.

Am Sonntag und Montag verlagert sich das Höhentief respektive der
westeuropäische Höhentrog allmählich ostwärts, vor allem der südliche Teil des
Troges verlagert sich in Richtung Deutschland. Damit kippt die Achse etwas. Der
Höhenkeil und das korrespondierende Bodenhoch verlagern sich zunehmend ostwärts
in Richtung Osteuropa und verlieren vollends den Einfluss auf das
Wettergeschehen in Deutschland. Während am Samstag ein Tiefausläufer über den
Nordosten abzieht, erreicht am Montag das nächste Frontensystem eines
Tiefdruckgebietes mit Zentrum nördlich von Schottland die westlichen
Landesteile.

Am Dienstag kommt es innerhalb des breiten Troges über west- und Mitteleuropa zu
einer erneuten Austrogung nordwestlich der Britischen Inseln. Damit flacht der
Trog ab und die Strömung zonalisiert. Nach Süden stellt sich eine zunehmend
gradientarme Situation ein, es bildet sich eine Hochdruckbrücke zwischen dem
Osteuropahoch und einem umfangreichen Hochdruckgebiet über dem Atlantik. Damit
verlagert sich die am Montag angesprochene Front nach Süden hin nur sehr
zögerlich.

Am Mittwoch wird die Kontur des zunehmend mitteleuropäischen Troges etwas
schärfer und ein Tiefdruckgebiet verlagert sich unter leichter Intensivierung
zur Nordsee. Das dazugehörige Frontensystem überquert dabei das Vorhersagegebiet
südostwärts. Auf dessen Rückseite verschärft sich der Gradient und mit einer
dann auf Nordwest drehenden Strömung fließt mit 850 hPa-Temperaturen um oder
knapp unter 0 Grad wieder zunehmend kühlere Luft ein. Nach Süden hin streckt
sich allmählich ein Keil des Hochdruckgebietes über dem Atlantik.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum verlagert sich der zunächst mitteleuropäische
Trog weiter ostwärts und über dem Atlantik und Westeuropa kräftig sich ein
Höhenkeil, der sich dann bis nach Skandinavien erstreckt. Damit etabliert sich
über Westeuropa auch ein dazugehöriges Bodenhoch, so dass sich das Wetter peu à
peu von Westen/Südwesten beruhigen sollte.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der aktuell vorliegende EZMW 00 UTC-Lauf weist von kleineren Phasen- und
Positionsunterschieden abgesehen, eine recht hohe Konsistenz mit seinen
Vorläufen auf.

Im erweiterten Mittelfrist werden die Differenzen zwischen den Modellläufen
naturgemäß größer.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Montag zeigen sich sowohl ICON als auch GFS in guter
Übereinstimmung mit den Modellergebnissen des EZMW und tragen damit das Konzept
des dominierenden westeuropäischen Troges und damit wechselhaften Wetters. Im
Folgenden stützt das GFS weiterhin die EZMW-Lösung der erneuten Austrogung
nordwestlich der Britischen Inseln. Das ICON hingegen lässt den Trog nach Süden
abtropfen, sowohl das Trogresiduum als auch der abgetropfte Teil des Troges sind
dann eher schwach und der Hochkeil bzw. das Bodenhoch über dem Atlantik können
sich nach ICON-Lesart schon deutlich in Richtung Skandinavien ausbreiten.
Demnach würde sich im Bereich des abgetropften Höhentiefes im Süden Südwesten
das Wetter noch wechselhafter gestalten, während sich im Norden unter
Druckanstieg das Wetter eher beruhigen würde. Von dem Tief über der Nordsee wie
es EZMW und in leicht schwächerer Form auch das GFS zeigen, ist im ICON nichts
zu sehen. Hinter der Entwicklung zur Wochenmitte hin stehen demnach noch einige
Fragezeichen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse des EZMW liefert für die ersten beiden Zeiträume (+72-96h
(Samstag/Sonntag) und +120-168h (Montag-Mittwoch)) jeweils nur einen Cluster.
Damit bestätigen sich die Aussagen des operationellen Laufes.
Im Folgezeitraum +192-240h von Donnerstag bis Samstag werden dann allerdings 6
Cluster mit 11, 10, 8, 8, 8 und 6 Membern angeboten. Der Haupt- und Kontrolllauf
wurden hierbei in Cluster 2 bzw. Cluster 1 und damit den etwas stärker besetzten
Clustern einsortiert. Während der Hauptlauf und damit auch Cluster 2 die
Kräftigung des Hochkeils über West- und Mitteleuropa prognostizieren, zeigt die
Mehrheit der Cluster (C1, C3,C4 und C5) einen Abtropfvorgang über West- bzw.
Mitteleuropa und dem Verbleib eines Troges bzw. Höhentiefs. Cluster 6 liefert
einen Keil über Mitteleuropa mit einem schwachen Trog über den westlichen Teilen
Europas.
Die Clusteranalyse signalisiert demnach größere Unsicherheiten in der Prognose
für den erweiterten Mittelfristzeitraum.

Ein entsprechendes Muster lässt sich auch in der Rauchfahne von Offenbach
erkennen. Sowohl die Rauchfahne des Geopotenzials in 500 hPa als auch die der
Temperatur in 850 hPa sind bis einschließlich Sonntag gut gebündelt. Dabei
fließt vorübergehend mildere Luft mit 850 hPa-Temperaturen zwischen 8 und 14
Grad am Freitag und Samstag ein, nachfolgend geht die Temperatur wieder auf
meist unter 10 Grad zurück. Ab Montag vergrößert sich der Spread zunehmend und
im Bereich der erweiterten Mittelfrist ab Donnerstag wird die Spannweite sehr
weit und beim Geopotenzial fällt es zudem schwer, einen Median auszumachen. Auch
hier zeigt sich das, was in den Clustern anklingt, dass der
Geopotenzialansteigt, wie er vom deterministischen EZMW-Lauf in der zweiten
Wochenhälfte gezeigt wird, nicht von der Mehrheit der Einzellösungen gestützt
wird.

Alles in allem betrachtet, scheint die Prognose bis einschließlich Montag recht
belastbar zu sein, nachfolgend nehmen die Unsicherheiten mehr und mehr zu.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die Ensembleverfahren Leps und EZMW-EPS zeigen am Samstag an den Küsten,
insbesondere in exponierten Lagen Böen Bft 8. In den Alpen soll es zunächst noch
föhnbedingte Böen auf den Gipfeln mit Bft 10 geben, am Erzgebirgskamm sind
zunächst noch Böen Bft 8 möglich. Die Föhnböen in den Alpen werden auch vom EFI
angedeutet. Im Tagesverlauf brechen der Föhn an den Alpen und der Böhmische Wind
am Erzgebirge zusammen, in der Nacht zum Sonntag schwächt sich der Wind auch an
den Küsten ab.

Von Sonntag bis Dienstag gibt es keine Signale für warnwürdige Wetterereignisse.

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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOS-EZMW
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger