DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

04-10-2016 23:00
SXEU31 DWAV 041800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 04.10.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Herbstlich kühl und zunehmend wechselhaft. In den Nord- bis Nordoststaulagen der
östlichen Mittelgebirge längere anhaltende und nennenswerte Niederschläge. Dazu
teils lebhafter Wind mit Sturmböen auf den Bergen und in Richtung Ostsee.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... liegt ein abgeschnürtes Höhenhoch mit Zentrum zwischen der Nordsee
und Südnorwegen. Daran gekoppelt ist ein kräftiges Bodenhoch mit Zentrum über
Schweden und einem Kerndruck von nahe 1050 hPa. Stromabwärts befindet sich ein
stark amplifizierter Höhentrog, der im weiteren Verlauf nach Süden abtropft. Das
resultierende Höhentief verbindet sich mit einem über dem nördlichen Balkan
befindlichen zweiten Höhentief. Letzteres lag am Vortag noch über Deutschland
und hat vor allem den Süden und Südosten mit feuchten Luftmassen noch fest im
Griff. Die Niederschläge ziehen sich aber allmählich in Richtung östlicher
Alpenrand zurück.

Der Rest des Landes ist mit der Nähe zu Höhen- und Bodenhoch antizyklonal
geprägt. Die Folge sind längere sonnige Abschnitte. Die aufgelockerte Bewölkung
breitet sich im Laufe der Nacht auf Mittwoch auch weiter nach Süden aus.
Gleichzeitig werden mit der nördlichen Grundströmung recht trockene Luftmassen
von Polen advehiert. Aktuell liegen die Taupunkte im Osten zum Teil bei nur 2
Grad und es ist zu erwarten und vorhergesagt, das sich diese trockenen
Luftmassen auch noch weiter nach Westen und Süden ausbreiten.

Mit dieser Ausgangssituation muss in der kommenden Nacht mit deutlich
zurückgehenden Temperaturen gerechnet werden. In den klaren Gebieten werden 5
bis 1 Grad erwartet, sodass häufig Bodenfrost auftreten kann. Allerdings sind
die Böden noch zu warm, sodass Reif allenfalls auf Brücken auftreten kann. Im
südostdeutschen Bergland muss in den Hochlagen auch mit Luftfrost gerechnet
werden. Dort, wo es am längsten Niederschlag gegeben hat, ist durchaus auch
Glätte ein Thema. Allerdings sollte das nur die Gipfellagen betreffen, sodass
von einen Warnung abgesehen werden kann.

Für den Osten rückt in der kommenden Nacht die Vereinigung der beiden Höhentiefs
über Osteuropa in den Fokus. Das resultierende Höhentiefzentrum wird in der
Nacht über der Westukraine vorhergesagt, sorgt aber mit seinen feuchten
Luftmassen bereits über dem Osten des Landes für dichtere Wolken. Zudem ist
Kaltluftadvektion aktiv. Die 500 hPa Temperatur geht an der Grenze zu Polen bis
zum Morgen auf -30 Grad zurück. Durch die Labilisierung der mittleren Schichten
kommen im Laufe der Nacht zunehmend schauerartig verstärkte Niederschläge auf.

Der Wind spielt vor allem in den Hochlagen der Berge und an der Ostseeküste eine
Rolle. Zumeist gibt es Windböen, an der vorpommerschen Ostseeküste werden aber
von den verschiedenen Ensembleverfahren und deterministischen Modellen weiterhin
Böen Bft 8 vorhergesagt. Die dominierende Windrichtung bleibt dabei Nordost.
Einzelne Böen Bft 7 sind auch an der Nordsee möglich.

Nebel spielt in der kommenden Nacht am ehesten noch in Richtung Süden eine
Rolle. Sonst sind dichtere Nebelfelder durch die eingeflossenen trockenen
Luftmassen eher die Ausnahmen.

Mittwoch ... stellt sich zunehmend eine High-over-Low Lage ein. Das
eigenständige Höhenhoch befindet sich mit seinem Zentrum über Südskandinavien.
Das recht kräftig ausgeprägt Höhentief liegt weiter über der Westukraine,
respektive Rumänien. An seiner Westflanke wandert eine Trogachse von Nord nach
Süd und beeinflusst dabei auch Deutschland. Während vorderseitig der Achse
Kaltluftadvektion vorherrscht, setzt rückseitig kräftige Warmluftadvektion ein.

Die anfänglich konvektiv geprägten Niederschläge in der Osthälfte nehmen im
Tagesverlauf zunehmend skaligen Charakter an. Vor allem im Nordstau des
Osterzgebirges und im Zittauer-Gebirge sind auch recht ergiebige und länger
anhaltende Niederschläge möglich.

Sonne gibt es in diesen Regionen keine. Deutlich freundlicher sieht es in der
gesamten Westhälfte aus. Vom Emsland bis zum Bodensee kann die Sonne
langanhaltend scheinen. Dort wird es entsprechend auch am wärmsten. Die Maxima
werden in den Flusstälern erreicht, am Oberrhein bis 17 Grad. Im Osten und
Südosten liegen die Maxima hingegen nur zwischen 10 und 13 Grad, je nach
Niederschlag.

Zu erwähnen ist noch der Nord- bis Nordostwind, der weiter sehr lebhaft
unterwegs ist, vor allem im Osten und Nordosten. Dort werden von den
verschiedenen Ensembleverfahren hohe Wahrscheinlichkeiten für das Überschreiten
der gelben Warnschwelle gebracht werden. Ein zweites Maximum mit Bft 7 lässt
sich zudem im Südwesten finden. Auf den Bergen und an der Ostsee treten
allgemein Böen Bft 7/8 auf, exponiert sind dann auch Böen Bft 9 möglich. An der
vorpommerschen Ostseeküste, wo man den gesamten Fetch der See abbekommt, werden
von Mos-Mix auch Böen bis Bft 10 gebracht. Gestützt wird dies am Nachmittag auch
von PEPS, COSMO-LEPS und EZ-EPS. Diese zeigen zudem die Überschreitung der
Bft8-Schwelle auch im östlichen und nordöstlichen Binnenland. An der Nordsee
sollte man vornehmlich bei Bft 7 bleiben.

In der Nacht auf Donnerstag ändert sich an der Großwetterlage nichts
Wesentliches. Das Höhentief bleibt nahezu ortsfest. Die Trogachse ist
mittlerweile südwärts abgezogen. Vor allem in Richtung Osten und Südosten ist
aber weiterhin Warmluftadvektion wirksam, sodass die Niederschläge im Osten und
Südosten noch anhalten. Im Stau von Erzgebirge und Zittauer Gebirge, können
weiterhin nennenswerte Summen zu Stande kommen. Im 24 h Zeitraum sind bis
Donnerstagfrüh 20 bis 25 l/qm möglich. COSMO-LEPS deutet auch die Überschreitung
der markanten Warnschwelle an.

Die dichtere tiefe Bewölkung breitet sich allmählich auf das ganze Land aus. Am
längsten klar und damit auch am kältesten wird es im Westen und Südwesten sowie
in Richtung Alpenrand. Dort ist in ungünstigen Lagen erneut Bodenfrost möglich.
In den Gipfellagen der südostdeutschen Mittelgebirge tritt Luftfrost auf. Sonst
werden 10 bis 5 Grad erwarten.

Der Nord- bis Nordostwind weht weiter lebhaft mit Bft 7/8 auf den Bergen und der
Ostsee, später auch zunehmend an der Nordsee, mit einer stärkeren östlichen
Windkomponente. An der vorpommerschen Ostseeküste sind durchaus weiterhin Bft 9,
exponiert Bft 10 möglich.

In Tieflagen sollte Nebel eigentlich keine größere Rolle spielen. Allerdings
zeigt EURO4 recht deutlich Sichtbehinderungen im Mittelgebirgsbereich infolge
aufliegender Wolken.

Donnerstag ... verbleiben die beiden Hauptakteure nahezu ortsfest liegen. Es
fällt allerdings auf, dass sich der Schwerpunkt des Höhenhochs etwas weiter nach
Norden verlagert. Das hat zur Folge, dass das osteuropäische Höhentief seinen
Einfluss auf große Landesteile ausweiten kann. Die eingeflossenen feuchten
Luftmassen sind vor allem in den unteren Luftschichten zu finden. In den
Prognosesoundings reichen sie etwa bis 750 hPa (2,5 km) und werden gedeckelt von
einer indifferenten Temperaturschicht. Die Wolkenuntergrenze ist nur wenige
hundert Meter hoch, sodass es im Bergland verbreitet Sichtbehinderungen durch
aufliegende Wolken geben wird.

Ob es überhaupt sonnige Ecken gibt, erscheint doch äußerst fraglich. Die für die
Wetterlage prädestinierten Modelle wie EURO4 zeigen kaum Lücken. Auch ECMW lässt
allenfalls den Schwarzwald rausgucken. Die großen aufgelockerten Gebiete im
COSMO-EU Modell erscheinen da eher unglaubwürdig.

Auch Niederschlag ist weiterhin ein Thema, mit Schwerpunkt im Osten und in der
Mitte, sowie im Südosten. In den Staulagen des Erzgebirges kommt auch noch
einiges zu den schon gefallenen 24 h Mengen hinzu, sodass - wenn eine
Dauerregenwarnung in Erwägung gezogen werden sollte - auch das 48 h Kriterium im
Auge behalten werden muss.

Mit der fehlenden Sonne werden nur noch 10 bis 14 Grad, in Südbayern nur um 9
Grad erwartet.

Der Wind lässt im Tagesverlauf etwas nach. Vor allem für den Norden wird aber
weiterhin recht verbreitet die Bft 7 vorhergesagt, insbesondere in Richtung
Küste und im nordostdeutschen Binnenland. An der Ostsee und in Vorpommern muss
auch mit der Überschreitung der Bft 8 gerechnet werden. An der vorpommerschen
Küste, werden nach MOS erneut bis nahe Bft 10 vorhergesagt. Die
Hauptwindrichtung ist Nordost, allerdings mit einer stärkeren Ostkomponente, als
noch am Vortag.

In der Nacht auf Freitag lässt sich keine Änderung finden. Die feuchten
Luftmassen sorgen für vielfach bedeckten Himmel und aufliegende Wolken in den
Mittelgebirgen. Nennenswerter Regen fällt vor allem vom Osten bis zur Mitte und
in Richtung Ostsee.

Der Wind lässt weiter nach. An Nord- und Ostsee und im höheren Bergland treten
noch Böen Bft 7/8 auf, auf Rügen auch Bft 9. Die Windrichtung bleibt dabei
Nordost.

Freitag ... bleibt die Grundkonstellation High-over-Low erhalten. Insofern lässt
sich der Tag mit Verweis auf die detaillierteren Erläuterungen vom Vortag, recht
gut zusammenfassen. Viele dichte Wolken, mit der ehesten Chance auf
Auflockerungen im Südwesten. Im Mittelgebirgsraum aufliegend Wolken und
Sichtbehinderungen. Regen fällt vornehmlich in der Osthälfte und dort vor allem
im Nord- bis Nordoststau der Mittelgebirge.

Der Wind ist insgesamt schwächer als noch an den Vortagen. Warnwürdige Böen (Bft
7/8) sind vornehmlich entlang der Küsten und auf den Inseln von Nord- und Ostsee
zu erwarten.

Maximal bleiben wir im Bereich zwischen 10 und 14 Grad, nur wenn es die Sonne
schafft, kann das Quecksilber auch mal etwas höher steigen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Der Vergleich der verschiedenen Globalmodelle zeigt keine auffälligen
Differenzen, sodass die kurzfristige Wetterentwicklung als ziemlich sicher
einzustufen ist.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer