DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

02-10-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 02.10.2016 um 10.30 UTC



Wechselhaft und für die Jahreszeit zeitweise zu kühl. Im höheren Bergland
Schneefall möglich. __________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 09.10.2016


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am kommenden Mittwoch gibt es nach dem
aktuellen 00 UTC-Lauf des EZMW vom heutigen Sonntag ein kräftiges blockierendes
Hoch über Skandinavien, dessen Einfluss sich bis zum westlichen Mitteleuropa
erstreckt. Es wird durch ein Höhenhoch gestützt, dessen Zentrum etwa über
Südnorwegen zu finden ist. Südöstlich des Höhenhochs ist ein Cut Off-Tief mit
Zentrum über Ungarn/Rumänien und korrespondierendem Bodentief etwas nördlich
davon zu erkennen. So wird einerseits mit der Nordostströmung und bei
Temperaturen von -3 bis 0 Grad in 850 hPa recht kühle Luft nach Deutschland
geführt, andererseits wird vom Höhentief auch feuchte Luft insbesondere in den
Osten des Landes eingesteuert. Bei den auftretenden Niederschlägen kann in
höheren Lagen über 1000 m durchaus Schnee fallen.

Am Donnerstag zieht das Cut Off-Tief in Richtung Ost-Polen. Mithilfe von
Randtrögen, die um dieses Höhentief herumlaufen, und dem mittlerweile fast
senkrecht unter dem Höhentief liegenden Bodentief wird weiterhin feuchte Luft
vor allem in den Osten von Deutschland gebracht, während nach Westen der
Hochdruckeinfluss zum Teil noch überwiegt. Die Temperatur steigt jedoch etwas
an, da mit der Strömung um das Tief herum ein Schwall wärmerer Luft einbezogen
wird, der an der Nordflanke des Tiefs nach Deutschland gelangt. So werden in 850
hPa wieder 0 bis 3 Grad erreicht und die Schneefallgrenze steigt etwas an.

Am Freitag und Samstag verlagert sich das Höhentief in Richtung Deutschland. Am
Boden hält der zyklonale Einfluss an, allerdings füllt sich das zuvor mit einer
abgeschlossene Isobare ausgestattete Tief über Polen auf, sodass aus dem Cut
Off-Tief ein Kaltlufttropfen wird. Erneut wird dabei kühlere Luft eingeschleust
und die 850 hPa-Temperatur sinkt meist wieder unter 0 Grad. In höheren Lagen
über 1000 m wird bei gebietsweise vorkommenden Niederschlägen erneut Schnee mit
von der Partie sein.

Gleichzeitig wird am Samstag durch ein weiteres Höhentief über dem zentralen
Mittelmeer eine Zyklogenese ausgelöst. Das neue Bodentief zieht anschließend auf
Vb-artiger Zugbahn östlich an den Alpen vorbei Richtung Polen, wo es am Sonntag
ankommt. Über Mitteleuropa findet sich dann ein Höhentiefkomplex mit mehreren
Zentren. Die eingeflossene kühle Luft bleibt weiterhin wirksam.

In der erweiterten Mittelfrist bleibt der Höhentiefkomplex bei nur langsamer
Ostverlagerung und Regenerierung durch einen weiteren Sekundärtrog, der von der
Nordsee kommt, bei uns wetterwirksam. Im Zusammenspiel mit dem neuen Tief über
Polen, das Richtung Südskandinavien weiterzieht, bleibt das Wetter bei uns
zyklonal geprägt, wobei sich die Temperatur weiterhin kaum ändert.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Im Vergleich zu seinen beiden Vorläufen vom gestrigen Samstag zeigen sich im
neuen Lauf von 00 UTC bis zum kommenden Donnerstag keine größeren Unterschiede.
Am Freitag füllt sich das Bodentief über Polen schneller auf, die Strömung
bleibt aber zyklonal, sodass die Vorhersage kaum geändert werden muss. Neu ab
Samstag ist die Entwicklung des Tiefs über dem zentralen Mittelmeer, das nun auf
Vb-artiger Bahn Richtung Polen zieht. In der erweiterten Mittelfrist wird diesem
Tief größere Bedeutung beigemessen, was die beiden gestrigen Läufe nicht
(gestriger 00 UTC-Lauf) bzw. nur in Ansätzen (gestriger 12 UTC) machten. Der
vorübergehende Zwischenhocheinfluss, den ein flacher Rücken nach dem gestrigen
00 UTC-Lauf gebracht hätte, ist damit ebenso vom Tisch wie die anschließende
Erwärmung auf der Vorderseite eines neuen Tiefs über den Britischen Inseln.
Dabei ergibt sich sogar ein Temperaturunterschied von zum Teil über 10 Kelvin.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Beim GFS füllt sich das Bodentief über Polen am Freitag nicht vollständig auf,
sondern wird durch einen Randtrog, der um das immer noch über Polen liegende
Höhentief herumläuft, am Samstag regeneriert. Interessanterweise findet sich
dieses Tief am Sonntag dann an der Position wieder, wo EZMW das neue Tief, das
vom Mittelmeer kommt, platziert. ICON wiederum füllt das Bodentief am Freitag
auf, belässt ein neues Tief danach aber über dem zentralen Mittelmeer. Der
Einfluss des Höhentiefkomplexes, der bei ICON auch nur aus einem Kern besteht,
wird dagegen stärker vorhergesagt. Grundsätzlich bleiben beiden Modelle ähnlich
zyklonal aufgestellt bei ähnlichen Temperaturen wie das EZMW. JMA und NAVGEM
sind dem ICON ziemlich ähnlich, GEM dem GFS.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die 850 hPa-Temperatur-Rauchfahne des EZMW-Ensembles verläuft für Offenbach bis
zum Ende des Vorhersagezeitraums in einem recht engen Spread, der erst ganz zum
Ende hin deutlicher auseinander läuft. Die 850 hPa-Temperatur bewegt sich ab
Mittwoch immer um 0 Grad, der Mean hat eine Varianz von etwa 4 Kelvin, der
Spread von etwa 9 Kelvin. Zum Ende hin existieren in der erweiterten Mittelfrist
ein paar deutlich wärmere Lösungen. Auch beim 500 hPa-Geopotenzial ist der
Spread einigermaßen eng. Haupt- und Kontrolllauf bewegen sich im Mean am unteren
Rand, es werden einige Lösungen mit höherem Geopotenzial angeboten. Das wirft
die Frage auf, wie stark das Cut Off-Tief bzw. der Kaltlufttropfen ausgeprägt
ist und wie gut er sich nach Westen hin durchsetzen kann. Die ab Donnerstag
jeden Tag vorhandenen Niederschlagssignale sprechen aber eher für die zyklonale
Variante.

Die Clusteranalyse des EZMW-Ensembles offeriert für t+120_168 (Freitag bis
Sonntag) 3 Cluster (25, 14 und 12 Mitglieder, Haupt- und Kontrolllauf in C1).
Dabei zeigen sich Unterschiede in der Lage und Stärke des Höhentiefkomplexes, im
Boden ist die Entwicklung des neuen Tiefs über dem zentralen Mittelmeer sowie
das Vorankommen auf Vb-artiger Zugbahn nach Norden unterschiedlich stark bzw.
fast gar nicht ausgeprägt.

Bei t+192_240 (Montag bis Mittwoch) gibt es ebenfalls 3 Cluster (22, 17 und 12
Mitglieder, Haupt- und Kontrolllauf in C3). Unterschiede beruhen auch hier auf
den Höhentiefkomplex, der zum Teil schwächer gerechnet wird (C1). Ebenso ergeben
sich am Boden einige Abweichungen, so wandert das Bodentief in C1 z.B. vom
zentralen zum westlichen Mittelmeer anstatt nach Polen.
C3 dagegen ähnelt stark der EZMW-Lösung des gestrigen 00 UTC-Laufes (neues Tief
bei den Britischen Inseln), womit diese Lösung offenbar noch nicht vom Tisch
ist. Alle Cluster, sowohl bei t+120-168 als auch bei t+192_240 werden dabei dem
Blocking zugeordnet.

Als Fazit lässt sich sagen, dass die Vorhersage bis Donnerstag recht sicher ist.
Ab Freitag beginnen die Unsicherheiten, die sich zunächst auf die Lage und
Stärke des Kaltlufttropfens, aber auch auf das Auffüllen des über Polen
liegenden Bodentiefs beziehen. Zum Wochenende hin werden die Vorhersagen noch
unsicherer, weil einige Modelllösungen im Raum stehen. Relativ sicher scheint
jedoch, dass der zyklonale Einfluss bestehen bleibt und das Temperaturniveau
eher niedrig.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


An der Ostsee treten bis zum Donnerstag einzelne stürmische Böen (Bft 8) aus
Nordost auf, was auch durch EFI-Signale bestätigt wird.

Ansonsten scheint im Südosten am Wochenende mit der Vb-Tiefentwicklung ein
Dauerregenereignis möglich, was aber von EFI noch nicht gestützt wird.

Darüber hinaus liefert EFI Hinweise auf unterdurchschnittlich kalte Temperaturen
vor allem am Mittwoch.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW-EPS, EZMW-MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler