DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

02-10-2016 09:00
SXEU31 DWAV 020800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 02.10.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
TrM, Übergang zu NEa

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... lag in 300 hPa um 00 UTC ein Trog über Westeuropa, der sich weiter
nach Osten verlagert, wobei aktuell über der südlichen Nordsee ein
Abtropfungsprozess stattfindet. Das Cut-Off-Tief erreicht abends die Unterelbe
und um 24 UTC Schleswig-Holstein.

Vorderseitig des abtropfenden Höhentiefs herrscht heute über Deutschland
überwiegend leichte PVA, die aber durch vorwiegende gleichzeitige KLA zumindest
teilkompensiert wird. Mit Annäherung des Cut-Off-Tiefs sinken von Westen und
Nordwesten her die 500 hPa-Temperaturen allmählich ab und erreichen mittags im
Nordwesten unter -25 Grad. Damit sind vor allem in Nordseenähe aufgrund des dort
noch mit 18 Grad sehr warmen Wassers kräftige Schauer und auch kurze Gewitter
wahrscheinlich. Um 24 UTC liegen in großen Teilen des Nordens und Westens die
Temperaturen in 500 hPa zwischen -24 und unter -26 Grad.

Die aktuell noch südlich der Donau befindliche Kaltfront zieht bis Mittag in
Richtung Südosten (Österreich) ab. Eine zweite Front, die vom Bodentief über der
südlichen Nordsee ausgeht, ist derzeit über der Westhälfte unseres Landes zu
verorten und liegt am Abend dann über den östlichen Bundesländern und dem
zentralen Bayern. Bis 24 UTC ist diese zweite Front bereits weitestgehend aus
Deutschland herausgelaufen; lediglich über Südostbayern hängt sie noch etwas
zurück.

Das Bodentief verlagert sich nach COSMO-EU zum Abend hin von der Nordsee zu den
Niederlanden und bis 24 UTC nach Ostwestfalen, wobei es sich abschwächt. An
seiner Süd- bzw. Südwestflanke bildet sich ein recht kräftiger Druckgradient
aus, so dass ab Mittag im Westen mit einzelnen Böen Bft 7 gerechnet werden muss.
Diese halten bis in den Abend hinein an. Exponierte Gipfellagen weisen teils
stürmische Böen auf (primär der Brocken). In der Umgebung von Schauern und
Gewittern sind ebenfalls 7er Böen zu erwarten, in Seenähe sind auch
Starkregenfälle >15mm/h möglich.

Von 00 bis 24 UTC prognostiziert C-EU die intensivsten Niederschläge über der
südöstlichen Nordsee, jedoch nicht in unmittelbarer Küstennähe. Der maximale
Wert in Deutschland liegt mit 27 mm am Westrand des Harzes. ICON6_NEST hat
dagegen die meisten Niederschläge im südöstlichen Bayern, speziell im
Berchtesgadener Land (BGL), mit bis zu 29 mm, ebenso das GFS, das dort sogar bis
41 mm simuliert. Auf gleicher Linie liegt ECMF16 mit maximal 22 mm im BGL.

In der Nacht zum Montag ist warnrelevanter Nebel vor allem im Norden möglich,
nach WarnMOS in Vorpommern sogar mit Wahrscheinlichkeiten über 60%.


Montag... verlagert sich das Höhentief über Deutschland südostwärts und erreicht
mittags Thüringen und zum Tagesende den Osten Österreichs. Ein kräftiger Rücken
liegt dann etwa am Greenwich-Meridian und reicht bis zum nördlichen Eismeer.

Das Bodentief verlagert sich von Ostwestfalen morgens in die östlichen
Bundesländer und wandert noch in der ersten Tageshälfte nach Polen ab.
Verbreiteter kräftiger Druckanstieg macht sich dann vor allem in der zweiten
Tageshälfte bemerkbar und die mittags noch zyklonale Krümmung der Bodenisobaren
wandelt sich von Norden her - an der Südseite des sich erheblich verstärkenden
skandinavischen Hochs - allmählich in eine geradlinige bzw. auch schon leichte
antizyklonale Krümmung um. Bis Tagesende steigt nach C-EU der Druck im äußersten
Norden auf 1035 hPa.

In den Niederungen sind in der ersten Tageshälfte kaum warnrelevante Windböen
anzutreffen, in Gipfellagen sind Böen Bft 7 bis 8 möglich. Ab Mittag kann es im
Südbayern vereinzelt mal eine steife Bö aus West geben und im Küstenbereich
frischt der Nordostwind ab Mittag zunehmend auf, so dass dort, vor allem an der
Ostsee bei auflandigem Wind Böen Bft 7, exponiert auch Bft 8, möglich sind.

Angesichts der Kaltluft in der Höhe (im zentralen Deutschland bis unter -26 Grad
mittags), ist trotz steigenden Luftdrucks weiterhin vielfach mit Schauern und
auch kurzen Gewittern zu rechnen. C-EU geht aber 24stündig nur in einigen
Staulagen (Rothaargebirge, Erzgebirge, Alpen) von Mengen über 10 mm aus -
maximal 20 mm im Sauerland. Das genestete ICON zeigt ein ähnliches Bild mit
niedrigeren Werten, höchstens 10 mm im Sauerland. GFS liegt auf der gleichen
Linie wie die deutsche Modellkette mit maximal 13 mm im Thüringer Wald und in
Südbayern. ECMF16 erwartet bis zu 14 mm in Thüringen.

In der Nacht zum Dienstag besteht eine gewisse Möglichkeit für Nebel mit Sichten
<150 m im Westen und Südwesten.


Dienstag... wandert das Höhentief von Österreich nach Westrumänien, während sich
aus dem Rücken an der südwestnorwegischen Fjordküste eine separate Antizyklone
bildet, so dass man spätestens ab dem 12 UTC-Termin von einer Omega-lage
sprechen kann. Die Antizyklone verharrt bis Tagesende etwa im Bereich Stavanger
und kräftigt sich noch etwas. Über Deutschland stellt sich eine nördliche bis
nordöstliche Höhenströmung ein.

Der Bodendruck steigt weiter an und erreicht zum Tagesende im äußersten Norden
Werte über 1040 hPa. Zu diesem Zeitpunkt prognostiziert C-EU im Hochkern über
Mittelschweden knapp 1050 hpa.

Nach C-EU kommt es in der Osthälfte Deutschlands trotz hohen Luftdruckes noch zu
Regenfällen, die durch teils recht intensive WLA - die aber in der zweiten
Tageshälfte deutlich nachlässt - verursacht werden. Zudem kommt am Erzgebirge
und nachmittags/abends auch an den Alpen eine Staukomponente hinzu.
Von 00 bis 24 UTC sollen nach C-EU in Südostbayern bis zu 23 mm fallen. Das
Gebiet mit Niederschlag reicht nordwärts bis in die mittleren Teile von
Sachsen-Anhalt und Brandenburg. ICON-Nest modelliert die Staueffekte am
Erzgebirge und den ostbayerischen Alpen noch etwas genauer heraus und
prognostiziert in den Chiemgauer Alpen bis 30 mm. Im Gegensatz zum C-EU
simuliert dieses Modell auch an den Ostseeküsten Schauer, ebenso wie das GFS,
das als Maximum im BGL sogar 40 mm annimmt. ECMF16 hat dort ein Maximum mit 16
mm. Insgesamt liegen aber alle Modelle mit den Niederschlägen im Südosten
Deutschlands auf einer Linie.

In der Nacht zum Mittwoch ist in der Mitte und im Süden lokal Frost in Bodennähe
möglich, ganz vereinzelt in exponierter Lage auch Luftfrost.

Modellvergleich und -einschätzung
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Bis t+72h stimmen alle Modelle in der Wetterentwicklung über Mitteleuropa gut
überein.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Burkhard Kirsch.