Thema des Tages

25-09-2016 14:40

September bislang vielerorts zu trocken


In diesem Jahr zeichnet sich der September hierzulande durch
überdurchschnittlich hohe Temperaturen und reichlich Sonnenschein
aus. Die Kehrseite dieses spätsommerlichen Wetters ist der bislang
weitgehend ausgebliebene Niederschlag, der in einigen Regionen
Deutschlands für extreme Trockenheit sorgt. Ausreichend Regen gab es
in diesem Monat nur im Südosten des Landes.

Grund für die vielerorts anhaltende Trockenheit sind die seit Wochen
dominierenden Hochdruckwetterlagen. Dadurch wurden Tiefdruckgebiete
mit ihren Niederschlagsgebieten von uns weitgehend ferngehalten oder
beeinflussten unser Wetter meist nur in abgeschwächter Form.
Nachhaltig unterbrochen wurde der Hochdruckeinfluss nur am
vergangenen Wochenende, aber wieder nur in Teilen Deutschlands. In
dieser Phase zog ein Tief, das über dem nördlichen Mittelmeer
entstanden war, östlich der Alpen vorbei in Richtung Norden und
setzte sich dann über Tschechien fest. Solche Entwicklungen gibt es
häufig und der Regen trifft dann vor allem den Südosten Deutschlands.
So war es auch diesmal. Über Bayern, sowie in Teilen von Sachsen und
Thüringen kam es zu einer über mehrere Tage hinweg anhaltenden
Dauerregenlage. Dabei fielen dort innerhalb von drei Tagen
gebietsweise Regenmengen zwischen 40 und 80 mm, lokal waren es sogar
über 100 mm. Diese Mengen entsprechen mancherorts einem ganzen
Monatssoll. Weiter westlich und nördlich fielen die
Niederschlagsmengen deutlich geringer aus, teilweise blieb es sogar
gänzlich trocken, wie beispielsweise im Nordwesten und Nordosten des
Landes.

Betrachtet man also die bisherige Niederschlagsbilanz für die
Stationen Hamburg, Frankfurt am Main und München, so gab es in
Hamburg in diesem Monat sieben Tage mit Regen, in Frankfurt drei Tage
und in München sechs Tage. Schaut man sich für München aber die dabei
gefallenen Mengen an, so entspricht die bisherige Niederschlagshöhe
von etwa 62 mm immerhin bereits knapp 93 % des durchschnittlich in
diesem Monat zu erwartenden Niederschlags. Hamburg hatte zwar von den
drei Stationen die meisten Regentage, mit einer Regenmenge von 35 mm
ist aber gerade mal die Hälfte des vieljährigen Mittelwertes erreicht
worden. Noch trockener war es bei einer Regenmenge von nur 17 mm
bisher in Frankfurt, das entspricht gerade mal 35 % des Monatssolls.
Dabei gibt es Stationen in Deutschland, die ein noch größeres
Niederschlagsdefizit aufweisen als Frankfurt, insbesondere in
Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern und dabei ist der
Monat schon fast zu Ende.

Die Auswirkungen der Trockenheit sind in der Natur vielerorts zu
beobachten. Schon vor der beginnenden herbstlichen Blattfärbung
lassen viele Bäume und Pflanzen ihre Blätter hängen, beziehungsweise
lassen diese als Schutzreaktion aufgrund des fehlenden Wassers zu
Boden fallen. Ackerböden sind staubtrocken beziehungsweise betonhart
und erschweren die Aussaat und das Wachstum neuer Pflanzen für die
Herbst- und Winterernte. Die Pegelstände einiger Flüsse sind bereits
deutlich zurückgegangen, so dass die Schifffahrt wie beispielsweise
auf der Elbe teilweise eingeschränkt wurde.

Die Winzer wiederum profitieren von der derzeitigen Witterung. Sie
erwarten in diesem Jahr eine überwiegend gute Qualität des Weines.
Die feuchte Witterung im Frühsommer setzte den Reben zwar stark zu,
die trockene Wärme vor der Weinlese tat den Trauben hingegen gut und
hielt so manchen Schädling zurück.

Im Laufe der letzten Septemberwoche nimmt der Tiefdruckeinfluss zwar
vor allem im Norden zu, die erwarteten Niederschlagsmengen werden
aber voraussichtlich das vorhandene Niederschlagsdefizit nicht mehr
ausgleichen können. In der Mitte und im Süden dominiert weiterhin
hoher Luftdruck, sodass die atlantischen Tiefausläufer nur in
abgeschwächter Form ankommen und somit kaum beziehungsweise nur lokal
für Niederschlag sorgen werden.


Dipl.-Met. Johanna Anger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.09.2016