DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

24-09-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 24.09.2016 um 10.30 UTC



Im Norden wechselhaft und windig, sonst überwiegend Hochdruckeinfluss.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 01.10.2016


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums dominiert in Deutschland
weitgehend der Einfluss eines kräftigen Höhenrückens, der sich ausgehend vom
Nordostatlantik über West- und Mitteleuropa bis in den Nordosten Europas
erstreckt und auch am Boden eine ausgedehnte Hochdruckzone stützt. Unterbrochen
wird das antizyklonal geprägte Wetter am Mittwoch vor allem im Norden, wenn ein
Randtrog nebst zugehörigem Bodentief vom Seegebiet nördlich von Schottland
Richtung Nordeuropa zieht. In Verbindung mit der schwach ausgeprägten Kaltfront
des Tiefs, die bereits Mittwochfrüh von Nordwesten auf uns übergreift, ist mit
Niederschlag kaum zu rechnen. Allerdings nimmt der Wind mit ansteigendem
Druckgradienten spürbar zu und sorgt in der Nordhälfte für Windböen, an den
Küsten für Sturmböen. Schon im Tagesverlauf steigt der Druck nach der kaum
wetteraktiven Frontpassage von Westen wieder deutlich an.

Am Donnerstag verbleiben wir zunächst im Einflussbereich des kräftigen
Höhenrückens. Vom Nordostatlantik nähert sich aber ein Höhentrog, der den Rücken
in seinem nördlichen Teil ostwärts abdrängt. Korrespondierend zu diesem
Höhentrog befindet sich zum Mittagstermin ein Sturmtief vor der norwegischen
Küste. Die Warmfront des Tiefs hat uns bereits in der Nacht ostwärts überquert
und lässt die Temperaturen in 850 hPa bei Werten von bis zu 15 Grad nochmal
deutlich ansteigen, bevor am Abend von Nordwesten die Kaltfront auf Deutschland
übergreift. Sie kommt in der Nacht zum Freitag etwa bis zur Mitte voran, wobei
sie durch den nach Süden ansteigenden Druck immer mehr an Wetterwirksamkeit
verliert. Mit Niederschlag ist somit vor allem im Norden gebietsweise zu
rechnen. Insbesondere dort bleibt auch der Wind aus Südwest lebhaft.

Am Freitag verbleibt das Sturmtief relativ stationär über dem Norden
Skandinaviens. In der Höhe stellt sich eine glatte südwestliche Höhenströmung
über Deutschland ein, wobei wir größtenteils im Bereich des höheren
Geopotentials verbleiben. Auch die Kaltfront kommt nur langsam weiter nach Süden
voran. Sie ist vor allem thermisch ausgeprägt und trennt kühlere Luft im Norden
und in der Mitte (850 hPa Temperaturen 2 bis 5 Grad) von wärmerer Luft im
äußersten Süden (850 hPa Temperaturen 10 bis 12 Grad).

Am Samstag zieht ein Randtrog von Frankreich Richtung Deutschland. Dadurch
etabliert sich eine flache Tiefdruckrinne über Deutschland, die sich allmählich
ostwärts verlagert. Die Hebungsantriebe an der leicht rückläufigen
Luftmassengrenze werden verstärkt, so dass es gebietsweise zu Niederschlägen
kommt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des heutigen 00 UTC Laufs des EZMW kann bis Donnerstag als gut
bezeichnet werden. Zwar sind kleinere Unterschiede vorhanden, diese haben aber
keinen signifikanten Einfluss auf unser Wetter.
Etwas größer werden die Unterschiede insbesondere am Freitag. Nach dem gestrigen
00 UTC Lauf war das Sturmtief kräftiger ausgeprägt, zog auf einer etwas
südlicheren Bahn ostwärts und lag auch am Samstag noch mit seinem Kern über
Südnorwegen. Im heutigen Lauf ist das Tief etwas schwächer ausgeprägt. Es
verliert zudem etwas schneller den Einfluss auf unser Wetter. Stattdessen taucht
die angesprochene Tiefdruckrinne im neuen Lauf auf. Entsprechend bleibt auch die
wärmere Luft im Süden noch einen Tag länger erhalten.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Donnerstag wird die Druckverteilung zumindest über
Mitteleuropa von den betrachteten Globalmodellen ähnlich prognostiziert, wobei
der Hochdruckeinfluss am Donnerstag von ICON noch etwas kräftiger ist als bei
EZMW und GFS. Entsprechend fallen die Niederschläge an der Kaltfront nach ICON
am schwächsten aus. Nachfolgend werden die Modellunterschiede größer, wenngleich
alle Modelle einen Tiefkomplex über Nordwest und Nordeuropa zeigen. Über West-
und Mitteleuropa bleibt ICON antizyklonaler und will auch von der nach EZMW am
Samstag übergreifenden Tiefdruckrinne nichts wissen. GFS zeigt hingegen am
Samstag ähnliche Strukturen wie EZMW, allerdings deutlich weiter westlich.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne von Offenbach zeigt sowohl im Verlauf des Geopotentials, als auch
der Temperatur in 850 hPa bis Donnerstag einen Anstieg, gefolgt von einem
Abstieg bis zum Wochenende. Allerdings nimmt der Spread bei der Temperatur
bereits ab Mittwoch deutlich zu. Während sich Haupt- und Kontrolllauf zunächst
am oberen warmen Rand des Ensembles befinden, gibt es ab Freitag sowohl wärmere
als auch kältere Lösungen.
Niederschlagssignale tauchen bereits ab Donnerstag auf, werden aber ab Samstag
häufiger.
Die Clusterung des EZMW zeigt für den gesamten mittelfristigen Zeitraum fünf
Cluster. Dabei gibt es schon am Mittwoch mehr Cluster, die eine antizyklonalere
Lösung zeigen als Cluster 2, in dem sich der deterministische Lauf befindet.
Noch unsicherer scheint die Entwicklung von Donnerstag bis Samstag zu sein.
Dabei bewegen sich die möglichen Szenarien zwischen einem kräftigen Höhenrücken
und einem Trog über Mitteleuropa.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Ab Mittwoch nimmt der Wind aus westlichen Richtungen zu. Dann sind an den Küsten
stürmische Böen (Bft 8), in exponierten Küstenlagen und im höheren östlichen
Bergland Sturmböen (Bft 9) und auf dem Brocken schwere Sturmböen (Bft 10)
wahrscheinlich.
Am Donnerstag und Freitag bleibt es im Norden windig mit stürmischen Böen an den
Küsten, in exponierten Lagen Sturmböen aus Südwest. Am Samstag lässt der Wind
etwas nach.
Sonst werden keine signifikanten Wettererscheinungen erwartet.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger