DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

23-09-2016 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 23.09.2016 um 10.30 UTC



Anfangs Antizyklonaleinfluss, in der zweiten Wochenhälfte zunehmend Westlagen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 30.09.2016


Am Montag greift allmählich ein zunächst über Westeuropa liegender Trog auf
Deutschland über. Er wird aber durch den starken mitteleuropäischen Rücken, der
bis weit über Skandinavien hinaus ins nördliche Eismeer reicht, daran gehindert,
sich hierzulande intensiv zu entfalten. Eine Kaltfront passiert dabei unter
Abschwächung unser Gebiet ostwärts. Der Bodendruck steigt und es bildet sich
über Mitteleuropa eine Brücke zwischen dem Azorenhoch und dem
nordosteuropäischen Hoch aus.
Am Dienstag steigt nach Abzug des sich immer weiter abschwächenden Troges das
Geopotential über Deutschland wieder teils über 584 gpdam an. Die
Hochdruckbrücke wird im Tagesverlauf südwärts in die Alpenländer abgedrängt und
im Norden Deutschlands nimmt der Druckgradient bereits an der Südflanke des zum
Europäischen Nordmeer ziehenden Zentraltiefs deutlich zu.
Am Mittwoch bleibt das hohe Geopotential über Deutschland bei einer meist
nordwestlichen Höhenströmung erhalten. Vor allem in der Südwesthälfte herrscht
Hochdruckeinfluss bei steigenden 850 hPa-Temperaturen.
Am Donnerstag greift vom Ostatlantik her ein Trog auf Mitteleuropa über und das
Bodendruckfeld hierzulande gestaltet sich zunehmend zyklonal, wobei der
südwestliche Wind zunimmt. Eine Kaltfront passiert uns ostwärts.
Am Freitag sinkt bei westlicher Höhenströmung das Geopotential über unserem Land
noch etwas ab, wobei wir zunehmend unter der kalten Seite der Frontalzone
positioniert sind. Es bleibt windig bei Temperaturen in 850 hPa unter 5 Grad.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum bleibt uns die überwiegend zyklonal geprägte
Westlage erhalten.

Der Großwetterlagen-Forecast-Tree nach Paul James, basierend auf dem gestrigen
12 UTC-ECMF-EPS, gibt für Montag 23 mal SWa (Südwest, antizyklonal), der Rest
teilt sich auf die Lagen Sa (Süd, antizyklonal) und HM (Hoch Mitteleuropa) auf.
Am Dienstag sind 24 Member des Ensembles mit SWa versehen, der Rest besteht
weiterhin ebenfalls aus antizyklonalen Großwetterlagen. Am Mittwoch ist Wa die
häufigste GWL mit 20 Fällen, gefolgt von 16 SWa, des weiteren gibt es HM und NWz
(Nordwest, zyklonal). Mit diesen 11 Fällen NWz deutet sich schon der Umschwung
zu einer zyklonal geprägten Witterungsphase an. Am Donnerstag ist Wa noch mit 19
Fällen vertreten, der Rest sind überwiegend schon zyklonale Lagen. Am Freitag
ist NWz mit 19 Fällen am häufigsten, der Rest besteht meist aus Wz und Wa.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des heutigen 00 UTC-ECMF-Laufs zum gestrigen 00 UTC-Lauf ist bis
einschließlich Mittwoch 00 UTC gut; am Donnerstag zeigen sich vor allem in 500
hPa bereits deutliche Unterschiede: Der gestern über Großbritannien
prognostizierte Rücken wird nun schon über der östlichen Nordsee und Benelux
erwartet. Dies hat in Deutschland einen schwächeren Bodendruckgradienten und
eine deutlich höhere 850 hPa-Temperatur zur Folge (diese liegt im Westen teils
um mehr als 5 K höher). Am Freitag 00 UTC befindet sich ein Trog über
Deutschland statt einer weitgehend geradlinigen westlichen Höhenströmung und die
850 hPa-Temperatur liegt meist unter 5 Grad und damit im Südwesten mehr als 10 K
tiefer als gestern noch angenommen. Auch Samstag und Sonntag sind Geopotential
und teils auch Bodendruck nun ebenfalls tiefer, ebenso weiterhin die 850
hPa-Temperatur, besonders über dem Süden.

Im Vergleich zum gestrigen 12 UTC-Lauf ist die Konsistenz bis Freitag 00 UTC
recht gut, danach treten einige Phasenunterschiede im Höhendruckfeld zutage,
wobei aber in beiden Läufen der Charakter - sowohl in der Höhe als auch am Boden
- eindeutig zyklonal ist.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


ICON zeigt ebenso wie ECMF, in der zweiten Wochenhälfte zunehmend zyklonales und
windiges Wetter an, wobei allerdings der Trog nach 168 Stunden im ICON fehlt.
GFS sieht die Lage in der zweiten Wochenhälfte wesentlich antizyklonaler; eine
windigere Phase bleibt im wesentlichen auf die Nordosthälfte Deutschlands
beschränkt. Den Trog am Freitag 00 UTC gibt es zwar im GFS auch, aber viel
flacher und schon weiter im Osten.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Der deterministische ECMF-Lauf ("ECMFdet") repräsentiert im Bodendruckfeld gut
das gesamte Ensemble, wobei ab der 168stündigen Vorhersage die Zyklonalität über
Deutschland im ECMFdet ausgeprägter zutage tritt als im Ensemblemittel. Analoges
gilt für 500 hPa.
Der 120- bis 168stündige Vorhersagezeitraum ist in vier Cluster aufgeteilt,
wobei der Kontrolllauf und der operationelle Lauf jeweils in Cluster 3 zu finden
sind. Nach 168 Stunden sind in 500 hPa schon recht deutliche Differenzen zu
erkennen. C2 weist das über Deutschland antizyklonalste Feld auf mit einem
kräftigen Rücken vom Westbalkan bis nach Finnland. Die übrigen Cluster sind
168stündig über Deutschland eindeutig zyklonal definiert. 192- bis 240stündig
gibt es zwei Cluster, die aber in der Höhe nach 240 Stunden sehr
unterschiedliche Muster aufweisen. Da sie mit 26 und 25 Fällen quasi
gleichverteilt sind, ist die Prognose nach 10 Tagen mit beachtlicher
Unsicherheit behaftet.
Die 850 hPa-Temperatur-Rauchfahne von Offenbach zeigt bereits am Dienstag eine
recht hohe Schwankungsbreite der Einzellösungen, die spätestens ab
Mittwoch/Donnerstag mit teils über 15 Grad sehr groß ist. Temperaturspitzen
zeigen sich am kommenden Sonntag nachmittag (ca. 11 Grad) und dann am Donnerstag
mit etwa 13 Grad. Von Donnerstag auf Freitag macht sich die oben erwähnte
Kaltfront markant in einem starken Abfall der wahrscheinlichsten Temperaturen
bemerkbar. Diese pendeln sich ab Freitag um etwa 3 Grad ein, was
Höchsttemperaturen nur um ca. 15 Grad erwarten lässt. Ab kommendem Montag zeigen
sich auch diverse Member mit Niederschlagspeaks. Die hohen Geopotentialwerte
sind ab der zweiten Hälfte des Donnerstags auch Geschichte.
NAEFS weist nach 180 Stunden (Freitag 12 UTC) ebenso wie ECMFdet eine recht
geradlinige westliche Höhenströmung über Deutschland auf, wobei das Geopotential
aber höher ist als im ECMFdet. Gleiches gilt für den Bodendruck. Die 850
hPa-Temperatur ist im NAEFS höher. Der brasilianische Wetterdienst CPTEC ist mit
seinem Modell ebenfalls stark zyklonal aufgestellt (Trog Mitteleuropa, windig
über Deutschland) und liegt damit auf der gleichen Linie wie ECMFdet.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI-Signale für Windböen zeigen sich erstmals am Donnerstag (Werte knapp über
0.5 im norddeutschen Tiefland). Niederschlagssignale gibt es im Zeitraum Montag
bis Donnerstag nicht in Deutschland.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, EPS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Burkhard Kirsch.