DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

20-09-2016 21:00
SXEU31 DWAV 201800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 20.09.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Ruhiges Septemberwetter.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... zeigt die großräumige Potenzialverteilung zwei ausgewachsene
Trogkomplexe, von denen der eine über dem Ostatlantik, der andere über dem nahen
Osteuropa positioniert ist. Dazwischen liegt ein relativ schmaler, aber durchaus
selbstbewusster Höhenrücken, der den größten Teil Skandinaviens und den
erweiterten Nordseeraum abdeckt. Nach Süden hin wird er begrenzt durch einen
über den Alpenraum westwärts bis nach Frankreich gerichteten Randtrog. Dieser
Randtrog wird im Laufe der Nacht weiter nach Süden abgedrängt, während sich
sonst an der geschilderten Konstellation nicht allzu viel tut.
Widmen wir uns also dem Blick auf die bodennahen Luftschichten, wo zunächst mal
die vom Azorenhoch ausgehende, sich weit nach Nordosten erstreckende
Hochdruckzone ins Auge fällt, an deren Südostrand sich der Vorhersageraum
befindet. Insgesamt ist das Druckfeld nicht nur bei uns, sondern in weiten
Teilen Mitteleuropas durch einen äußerst schwachen Gradienten geprägt, weshalb
es sich anbietet, die numerischen Druckprognosen mal auf einen 2-zu-2- oder gar
1-zu-1-hPa-Isobarenabstand runterzuschalten. Tut man das, so fällt auf, dass in
der Nacht zum Mittwoch ein flacher, fast rinnenartig konturierter Sekundärtrog
von der Ostsee und Polen her auf den Nordosten unseres Landes übergreift, in den
sogar ein Frontensystem eingelagert ist - wie gesagt, alles bei äußerst geringen
Luftdruck- und Potenzialgegensätzen. Bereits aktuell ist erkennbar, dass von
Polen und der Ostsee her dichte Wolken auf den Nordosten übergreifen, aus denen
später hier und da ein paar wenige Tropfen Regen fallen können.
Ansonsten gestaltet sich die Nacht ruhig und unspektakulär mit unterschiedlicher
Bewölkung. Dort, wo es längere Zeit aufklart, kann sich in der relativ feuchten
Grundschicht Nebel oder Hochnebel bilden.

Mittwoch ... wird der o.e., bis nach Frankreich reichende Randtrog weiter nach
Süden abgedrängt, wobei er sich mehr und mehr auffüllt. Darüber hinaus wird der
Höhenrücken - ohnehin schon ein schmales "Bürschchen" - von den flankierenden
Trögen noch weiter gestaucht, wobei er aber erstaunliches Stehvermögen an den
Tag legt. Kurzum, auch zum Ende des Tages lässt er sich noch eindeutig in den
Prognosekarten detektieren, wobei seine Achse etwa von Südfrankreich über
Jütland und Schweden bis zur Barentssee reicht. Zusammen mit der
korrespondierenden Hochdruckbrücke, die das Azorenhoch mit dem Hoch über
Skandinavien verbindet, steht weiten Teilen des Vorhersageraums ein antizyklonal
geprägter Tag ins Haus, an dem die untere Troposphäre weiter abtrocknet. Ob der
Abtrocknungsprozess allerdings schon so stark ausfällt, wie es uns die
apostrophierten Sonnenscheindauern von MOS-Mix insbesondere für den Westen und
Süden sowie Teile der Mitte weißmachen wollen, ist fraglich. Immerhin gibt es
einige Modelle, die auch morgen noch reichlich Bewölkung simulieren (z.B. das
polnische UM), was vielleicht wiederum ein Stück zu pessimistisch ist.
Wahrscheinlich liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen, wobei die Sonnenanteile
in der Südwesthälfte gegenüber heute sicherlich zunehmen werden.
Bliebe noch die Frage, was mit dem o.e. Trog bzw. der Rinne passiert. Leichter
Druckanstieg sorgt dafür, dass sie im Tagesverlauf mehr und mehr an Kontur
verliert. Allerdings sorgt sie in einem etwa vom Erzgebirge bis nach SH bzw. zum
nordöstlichen Niedersachsen reichenden Streifen für einen erhöhten Wolkenanteil
(auch bei MOS-Mix-erkennbar), aus dem nach ECMF (00) und GFS von 12 UTC sogar
einige Schauer fallen sollen. Zwar steigt die heute bei 800 hPa verortete
Absinkinversion um rund 100 hPa an, trotzdem ist es fraglich, ob die vertikale
Mächtigkeit der labilen Grundschicht für Schauer ausreicht. Die deutsche
Modellkette jedenfalls ist mit der Niederschlagssimulation zurückhaltender
(meist trocken).
Noch weiter nordöstlich (Richtung Vorpommern, Nordbrandenburg) stehen die
Chancen auf Sonnenschein wieder besser, weil dort trockenere, aus dem Hoch
ausströmende Luft einfließt.
Die Temperatur steigt auf 15 bis 20°C, im Westen mit Sonnenunterstützung auch 1
bis 2 Grad darüber.

In der Nacht zum Donnerstag schwächt sich der Höhenrücken etwas ab, bleibt aber
für unseren Raum das Maß der Dinge. Das Bodenhoch verstärkt sich sogar noch
geringfügig. Die Bewölkung, die sich vom Tag her noch bis in die Abendstunden
hält, nimmt ab, was die Wahrscheinlichkeit von Strahlungsnebel erhöht. Wo genau
dieser sich bildet, ist noch recht unscharf, mehr dazu am morgigen Mittwoch.
Dort, wo er sich nicht bildet, die Nacht nichtsdestotrotz aber klar verläuft,
kann es vereinzelt leichten Bodenfrost geben.

Donnerstag ... wandert der Höhenrücken unter weiterer Abschwächung über
Deutschland hinweg nach Osten, bestimmt dabei aber noch größtenteils unser
Wetter. So scheint - nachdem sich Nebel oder Hochnebel z.T. etwas schleppend,
schließlich aber doch wohl bis Mittag aufgelöst haben - vielerorts die Sonne.
Zwar lässt sich die o.e. Tiefdruckrinne im Druckfeld nicht mehr wiederfinden,
gleichwohl zeigt sich in einigen numerischen Produkten nach wie vor ein Streifen
mit einem höheren Wolkenanteil, der vom Erzgebirge bis zur Nordsee reicht. ECMF
und GFS sehen darin sogar noch leichte Schauer oder etwas Regen, was fraglich
erscheint.
Zum Abend hin nähert sich von Benelux und der Nordsee ein Sekundärtrog, der sich
aus dem umfangreichen Trogkomplex über dem Ostatlantik gelöst hat. Die
Hebungsimpulse reichen zunächst aber nur für hohe und mittelhohe Wolkenfelder,
die in den Westen und Nordwesten hineindriften.
Die Temperatur steigt auf 17 bis 23°C mit den höheren Werten in den westlichen
Landesteilen. Dort, wo sich der Nebel spät auflöst, reicht es vielleicht nur für
15 oder 16°C.


In der Nacht zum Freitag schwenkt der KW-Trog ost-südostwärts über Deutschland
hinweg, wobei er in den vorgeschalteten Rücken hineinläuft und diesen dabei
"abhobelt". Dem Trog folgt eine schwache Kaltfront, die nach heutigem
Verständnis nur wenig Niederschlag auf die Erde bringt (wenn, dann im Norden und
Westen). Mit der auf West bis Nordwest drehenden Höhenströmung driftet die
frontale bzw. troggebundene Bewölkung recht weit nach Süden, so dass die
Nebelwahrscheinlichkeit gegenüber der Vornacht abnimmt. In Süddeutschland selbst
muss allerdings gebietsweise mit Nebel gerechnet werden.

Freitag ... schwenkt ein weiterer KW-Trog über die nördlichen Landesteile hinweg
ostwärts, der mit einer zweiten, ebenfalls nur schwach ausgeprägten Kaltfront
gekoppelt ist. Immerhin reicht es für einige schauerartige Regenfälle, die über
den Norden von West nach Ost durchziehen. Dabei ist es nicht ausgeschlossen,
dass auch mal ein kurzes Gewitter dabei ist. Wie weit die Niederschläge in
Richtung Mitte ausgreifen, wird derzeit noch recht unterschiedlich simuliert.
Mitentscheidend dafür wird sein, wie stark der von Südwesten nachfolgende
Potenzial- und Druckanstieg tatsächlich ausfällt. Aus heutiger Sicht jedenfalls
steht der Südhälfte - nachdem sich Nebel und Hochnebel aufgelöst haben - ein
heiter bis wolkiger und weitgehend trockener Tag bevor. Mit Tageshöchstwerten
von 18 bis 24°C ist es für die letzte Septemberdekade mäßig warm bis warm.


Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
An der geschilderten, weitgehend warnfreien Entwicklung (nur Nebel) bestehen
keine Zweifel. Unterschiedlich wird vor allem die Bewölkung simuliert, was aber
keine Warnrelevanz hat.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann