DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-09-2016 11:00
SXEU31 DWAV 140800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 14.09.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
S a
Ruhige Hochdruckrandlage. Auf exponierten Berggipfeln stürmische Böen möglich,
sonst vorerst keine markanten Wetterereignisse. Am Donnerstag im Westen und
Südwesten bevorzugt über den Mittelgebirgen sowie an den Alpen einzelne
Gewitter, dabei Gefahr von Starkregen bis 25 mm innerhalb weniger als einer
Stunde, vereinzelt auch darüber.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... liegt Deutschland an der Südflanke eines blockierenden Hochs mit
Schwerpunkt über dem Ostseeraum. Dieses Hoch wird flankiert von einem über
Osteuropa liegenden Langwellentrog, der bis in die Ägäis reicht und Höhen- und
Bodentief über der Biskaya und der Iberischen Halbinsel. An der Vorderseite des
von diesem Höhentief ausgehenden Troges gelangt Mittelmeerluft subtropischen
Ursprungs nach Mitteleuropa. Bedingt durch großräumiges Absinken am Rande des
o.g. Hochs und der bereits zuvor erfolgten Austrocknung sollte keine
nennenswerte Konvektion in Gang kommen. Bei etwa 700 hPa lässt sich eine zum
Teil gut ausgeprägte Absinkinversion finden. Zwar erreicht CAPE in Teilen West-
und Süddeutschlands mehr als 500 J/kg und der Gehalt an niederschlagbarem Wasser
etwa 25 mm, aber die Labilität ist gedeckelt, so dass konvektiv nicht allzu viel
passieren dürfte. Allenfalls im Bereich der südwestdeutschen Mittelgebirge und
an den Alpen kann es zur Auslösung kommen. Aufgrund nicht vorhandener Scherung
dürfte es sich dabei eher um Einzelzellen handeln. Die Wahrscheinlichkeit
hierfür ist jedoch nur sehr gering.
Am Rande des o.g. Hochs fließt mit einer bodennahen östlichen Windkomponente
sehr trockene Luft aus, was durch Entrainment mögliche Konvektion zumeist im
Keime erstickt. Bedingt durch den Tagesgang sind in exponierten Gipfellagen
einzelne stürmische Böen vorstellbar.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen erneut hochsommerliche 27 bis 33 Grad. Im
höheren Bergland und an der Küste bewegen sich die Temperaturen zwischen 21 und
26 Grad.
In der Nacht zum Donnerstag regeneriert sich das Hoch über dem Nordmeer und
bildet dort einen neuen Schwerpunkt aus. Gleichzeitig schiebt sich in den Westen
eine flache Tiefdruckrinne. Hierdurch kann in den äußersten Südwesten teils
mehrschichtige Bewölkung vordringen, ohne dass bereits Niederschläge fallen.
In den anderen Gebieten bleibt es klar, aber aufgrund des Gradienten dürfte die
Nebelneigung gering bleiben.

Donnerstag... verschwindet der Schwerpunkt des Hochs über der Ostsee. Das nun
über dem Nordmeer und Lappland liegende Bodenhoch wird von dem bis in die
Ostgrönlandsee reichenden Keil gestützt. Mit der scheinbaren Verlagerung des
Bodenhochs nach Norden wird der Weg frei für eine flache Tiefdruckrinne, die auf
den Westen und Süden Deutschlands übergreift. Mehrschichtige Bewölkung kann dann
bis in die mittleren Regionen Deutschlands vordringen.
Diese Tiefdruckrinne liefert die entsprechende Hebung, wobei ein Kurzwellentrog,
der das Höhentief über der Biskaya umläuft, einen zusätzlichen Hebungsantrieb
bringt. So wäre, eine entsprechende Einstrahlung vorausgesetzt, die Auslösung
hoch reichender Konvektion eher vorstellbar. Zwar ist die Labilität etwas
geringer als bisher, aber CAPE ist weniger gedeckelt und der Gehalt an
niederschlagbarem Wasser steigt in Teilen West- und Südwestdeutschlands auf
deutlich mehr als 30 mm. Eine Auslösetemperatur, die in diesen Gebieten zwischen
24 und 28 Grad liegt, sollte auch erreichbar sein. Dennoch zeigen die Modelle
nur sehr sparsam Niederschlagssignale, was sicherlich auf die zuvor erfolgte
Austrocknung der Luftmasse zurückzuführen ist. Bemerkenswert sind hier die
Unterschiede zum ICON, das im Westen und Südwesten verbreitet teils gewittrige
Niederschläge aufkommen lässt.
Nördlich der Mittelgebirge und im gesamten Osten hält sich noch
Hochdruckeinfluss, so dass dort eine weiterhin nahezu ungehinderte Einstrahlung
zu erwarten ist.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 24 bis 29, in tieferen Lagen
Westdeutschlands noch einmal Werte um 30 Grad. An den Küsten und im höheren
Bergland sind Maxima um 21 Grad zu erwarten.
In der Nacht zum Freitag greift die o.g. flache Tiefdruckrinne auch auf den
Norden und Osten Deutschlands über. Niederschläge, die anfangs konvektiv bis hin
zu Gewittern durchsetzt sein können, erfassen dann auch Teile der Mitte. Nur im
äußersten Nordosten bleibt dann noch die östliche bodennahe Windkomponente
bestehen, aber nordöstlich der Elbe und ganz im Osten sollte es dabei noch
trocken bleiben.

Freitag... gelangt Deutschland zusehends in den Bereich des auf Ostfrankreich
übergreifenden Troges. Im Bodendruckfeld ergibt sich eine flache
Druckverteilung; allenfalls zur Ostsee hin sowie ganz im Nordosten lassen sich
noch Reste eines antizyklonalen Einflusses ausmachen. Allerdings weist dieser
Trog eine flache Geopotentialverteilung auf, so dass die dynamische
Unterstützung nur wenig gegeben ist. In den Westen und Südwesten gelangt dann
wieder trockenere und stabilere Luft. Die dort zuvor vorhandene feuchtlabile
Luft wird in den Norden und Nordosten Deutschlands abgedrängt.
Die Niederschläge konzentrieren sich daher in einem breiten Bereich, der etwa
von der Deutschen Bucht bis in den östlichen Mittelgebirgsraum hinein reicht,
ohne jedoch Signale zu liefern, die zwingend auf markante
Niederschlagsereignisse hinweisen. Aber auch westlich davon sind, bedingt durch
die Nähe des Troges, wenn auch in geringeren Mengen, schauerartige Niederschläge
zu erwarten.
Längere sonnige Abschnitte sind allenfalls noch ganz im Nordosten möglich. Daher
steigt dort die Temperatur noch einmal auf 23 bis 27 Grad, wogegen es in den
anderen Gebieten mit 17 bis 22 Grad spürbar kühler wird als bisher.
In der Nacht zum Samstag verlagert sich der Trog nach Mitteleuropa. Nennenswerte
dynamische Antriebe sind nur durch das in diesem Trog eingelagerte Höhentief
vorstellbar, das sich wenig südlich der Zentralalpen etabliert. Hierdurch sind
dann in Süddeutschland Starkniederschläge, die zum Teil von Gewittern durchsetzt
sind, möglich. In den anderen Gebieten sollte die Konvektion alsbald zum
Erliegen kommen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Abweichungen
finden.
Unterschiede ergeben sich jedoch hinsichtlich der Niederschlagsvorhersagen. Am
Donnerstag lässt allein ICON Niederschläge relativ flächig auf den Südwesten und
Westen Deutschlands übergreifen. Andere Modelle liefern nur Hinweise auf
schwächere Niederschläge. Selbst COSMO-LEPS zeigt hierfür nur schwache Signale.
Das oben beschriebene Niederschlagsband, das sich am Freitag von der Deutschen
Bucht in den östlichen Mittelgebirgsraum erstrecken soll, wird von EZMW am
ausgeprägtesten simuliert.
In der Nacht zum Samstag werden über Süddeutschland hauptsächlich von COSMO-EU
Starkniederschlagssignale gezeigt. COSMO-LEPS liefert derartige Strukturen auch
für Teile Nordostdeutschlands und für den Schwarzwald, wobei sich hier noch
Unsicherheiten ergeben.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann