Thema des Tages

13-09-2016 14:40

Hochsommerwetter im meteorologischen Frühherbst

Seit Ende August dominiert in weiten Teilen Europas und damit auch in
Deutschland nahezu ohne Unterbrechung Hochdruckeinfluss. Dabei machen
sich ausgehend von den Azoren immer wieder Hochdruckgebiete auf den
Weg Richtung Osten und sorgen somit auch bei uns für anhaltend
sonniges und trockenes Sommerwetter, obwohl es meteorologisch
betrachtet bereits Frühherbst ist. Gegen diese stabilen
Hochdruckgebiete kommen die vom Atlantik heranziehenden Tiefs nicht
an und verharren dadurch auf dem Nordostatlantik oder ziehen über den
Norden bzw. Süden Europas ostwärts. Das letzte überregionale
Niederschlagsereignis gab es hierzulande am 4. und 5. September, als
sich der Hochdruckeinfluss vorübergehend abschwächte und so die
Kaltfront eines kleinen Nordseetiefs mit Niederschlägen über uns
hinweg ziehen konnte. Kurze Zeit später setzte sich aber erneut hoher
Luftdruck durch und die trockene Phase begann von neuem.

Dabei wurden wir aber nicht nur mit Sonnenschein, sondern auch mit
meist sommerlichen Temperaturen von über 25 °C verwöhnt. Derzeit
bringt uns sogar eine spätsommerliche Hitzewelle sogar vielerorts
Temperaturen über 30 Grad. So wurde beispielsweise am gestrigen
Montag für Bernburg an der Saale mit einer Höchsttemperatur von 34,4
°C ein neuer Stationsrekord für den Monat September aufgestellt. Auch
andernorts gab es teilweise neue Rekorde für die zweite
Septemberdekade. Am heutigen Dienstag erwarten uns nochmal ähnlich
hohe Temperaturen. Somit dürften in einigen Regionen Deutschlands
auch heute nochmal Stationsrekorde aufgestellt werden. Die in einem
September bisher höchste gemessene Temperatur von 36,5 Grad,
beobachtet am 3. September 1911 an der Station Jena-Sternwarte,
sollte allerdings nicht übertroffen werden.

Diese sommerlichen Temperaturen sind insbesondere für die erste
Septemberhälfte keine Seltenheit, immerhin gehört dieser Monat noch
überwiegend zum astronomischen Sommer, der am 22. September endet.
Als ungewöhnlich kann aber sicherlich die lange Andauer dieser warmen
Witterung bezeichnet werden. Dies zeigt ein Vergleich mit den
Septembermonaten der vergangenen 15 Jahre. Betrachtet man den
Temperaturverlauf für die Städte Hamburg, Berlin, Köln, Frankfurt und
München, so traten ähnlich warme Phasen im September nur 2005 in
Frankfurt (10 Tage am Stück) und in Köln/Bonn (8 Tage am Stück) auf.
Im Jahre 2006 waren es ebenfalls 8 Tage an der Station
Berlin-Tempelhof. Mehr als zwei Tage hintereinander mit Temperaturen
über 30 Grad gab es hingegen an keiner der genannten Stationen.

So verwundert es nicht, dass der diesjährige September auf Basis des
bisherigen Witterungsverlaufs bezüglich der Temperatur, des
Niederschlagsdefizits und der Sonnenscheindauer auf Rekordkurs ist.
Gemittelt über ganz Deutschland ist der September nach derzeitigem
Stand um 5,3 Grad wärmer im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert.
Bei der Sonnenscheindauer wurden bis zum gestrigen Montag vielerorts
zwischen 60 und 75 % des normal üblichen Monatssolls erreicht, obwohl
noch nicht einmal die Hälfte de Monats vorüber ist. Entsprechend
fällt die bisherige Niederschlagsbilanz aus. Vor allem in der Mitte
und im Süden sind gebietsweise kaum 10 % der im September
normalerweise zu erwartenden Niederschlagsmenge gefallen. Die
Auswirkungen der anhaltenden Trockenheit machen sich in der Natur
bereits bemerkbar. So lassen viele Bäume und Pflanzen ihre Blätter
hängen, beziehungsweise lassen diese zu Boden fallen und sorgen bei
fortschreitender Braunfärbung trotz des Sommerwetters für einen
herbstlichen Anblick.

Nun stellt sich natürlich die Frage, wie lange dieses hochsommerliche
Spätsommerwetter noch anhalten wird. Dabei lässt sich eindeutig
sagen: Es ist bald vorbei! Schon am kommenden Donnerstag zieht das
Spätsommerhoch ostwärts ab. Am Freitag und Samstag verlagert sich ein
Tief von Frankreich kommend ostwärts über uns hinweg und sorgt
gebietsweise für Regen und vor allem für einen deutlichen
Temperaturrückgang. Dann werden kaum noch Höchsttemperaturen von 20
Grad erreicht. Ob das wechselhafte Wetter anhält oder ob sich im
Laufe der neuen Woche wieder Hochdruckeinfluss durchsetzen kann, ist
derzeit noch unsicher. Ein erneuter Anstieg der Temperaturen auf
derzeitige Werte ist aber nicht zu erwarten.

Insofern bleibt abzuwarten, wie die Bilanz des Septemberwetters zum
Ende des Monats ausfällt und wie der Monat schließlich klimatologisch
einzuordnen ist.


Dipl.-Met. Johanna Anger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.09.2016