DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

11-09-2016 09:00
SXEU31 DWAV 110800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 11.09.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SWa, übergehend in Sa.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... lag um 00 UTC in 300 hPa ein kurzwelliger Höhentrog über der Nordsee,
in dessen Strömungseinzugsgebiet mit südwestlichen Höhenwinden der Nordwesten
Deutschlands lag. Dagegen wurde der Süden strömungsmäßig vom Höhentiefkomplex
über Mittel- und Süditalien beeinflusst, was sich in einer nordöstlichen
Strömung äußerte. Im weiteren Tagesverlauf schwächt sich die ohnehin schon nicht
sehr kräftige Höhenströmung über unserem Gebiet weiter ab, wobei zum Tagesende
über Südbayern sogar ein kleines Höhentief gerechnet wird. Die anfangs über der
südwestlichen Ukraine liegende Antizyklone verlagert ihren Schwerpunkt
nordwestwärts nach Zentralpolen, wobei sie sich etwas verstärkt.

Die schwache Kaltfront des Zentraltiefs bei Island hat den äußersten Westen und
Nordwesten Deutschlands erreicht. Sie dringt allerdings nicht weiter ins Land
ein, sondern wird sich zum Abend hin im äußersten Norden zonal orientieren. Ihre
Wetterwirksamkeit beschränkt sich meist auf hohe und mittelhohe Bewölkung, die
aktuell den Westen und Nordwesten erfasst hat. Demzufolge berechnet COSMO-EU im
Norden und in der Mitte Deutschlands heute (00 bis 24 UTC) keinen Niederschlag,
wohl aber im Süden und dort am ehesten im bayerischen Voralpenland und in den
Alpen selbst (bis 7 mm im Berchtesgadener Land).
Die CAPE ML-Werte liegen in der Südhälfte Bayerns um 15 UTC durchweg über 500
J/kg und erreichen in Teilen Niederbayerns über 1500 J/kg. Die
Auslösetemperaturen werden zum Nachmittag in den mittleren und südlichen Teilen
Baden-Württembergs und Bayerns erreicht, womit bei ppw-Werten um 30 mm und bei
der schwachen Höhenströmung wieder mit nahezu stationären Gewitterzellen
gerechnet werden muss. Dabei kann das Unwetterkriterium bezüglich Starkregen
überschritten werden.
ICON6_NEST ist in der Niederschlagsprognose progressiver als C-EU; demnach
sollen in Alpennähe lokal über 10 mm fallen, und auch in der Nordhälfte bis zu 3
mm. GFS simuliert etwas Regen an der Front im Nordwesten (bis 2 mm) und
ansonsten in der Südosthälfte gebietsweise bis über 10 mm - vor allem südlicher
Böhmerwald. ECMF16 erwartet im Nordwesten nur einzelne Spritzer und den
Hauptniederschlag südlich der Donau (bis etwa 8 mm an den Alpen). C-DE von 03
UTC konzentriert die primären konvektiven Prozesse am Nordwestrand der
Schwäbischen Alb. WRF 4 km von 03 UTC lässt ab etwa 13/14 UTC von Süden her
Gewitterzellen auf die bayerischen Alpen übergreifen, dabei werden teilweise
stündliche Summen über 25 mm gerechnet.

Die Wahrscheinlichkeiten für stündlichen Niederschlag >25 mm werden vom 03
UTC-Lauf des C-DE EPS 28 km in unmittelbarer Nähe zur österreichischen Grenze
nachmittags bis zu knapp 20% veranschlagt.
Nach dem 90%-Perzentil von C-DE EPS (03 UTC) entwickeln sich ab etwa 11 UTC in
den Alpen und auch in Teilen Baden-Württembergs (Nordwestrand der Alb) Schauer
und Gewitter, die aber kaum mehr als 10 mm/h bringen sollen.

Die 850 hPa-Temperaturen liegen in der Südosthälfte heute nachmittag bei teils
über 15 Grad, so dass dort erneut Maximalwerte über 30 Grad zu erwarten sind (in
der Lausitz bis zu 32 Grad).

Nebelbildung ist in der Nacht zum Montag primär in Bayern südlich der Donau zu
erwarten (Wahrscheinlichkeiten bis über 40% für warnrelevanten Nebel nach
WarnMOS Long).


Montag... bleiben wir im Bereich sehr schwacher Höhenwinde, die in der Osthälfte
Deutschlands am Rande der sich zur polnischen Küste verlagernden Antizyklone aus
südlichen Richtungen wehen.

Die Temperaturen in 850 hPa steigen gegenüber dem Vortag nochmals etwas an, so
dass nach MOS-MIX verbreitet ein "Heißer Tag" zu erwarten ist - nördlich der
Donau bis in den Hamburger Raum. Bei ablandigem Wind sind auch an den Küsten
hochsommerliche Temperaturen möglich.
Während die Lapse Rates 2-4 km eine verstärkte Labilität gegenüber dem Vortag
andeuten, ist CAPE ML geringer und konzentriert sich primär auf die Mitte und
den Südwesten, aber auch in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zeigen
sich erhöhte Werte. Einzelne Gewitter sind damit regional etwas ausgedehnter
möglich als am Sonntag. Allerdings sind die CIN-Werte häufiger, so dass
eventuell per Absinkinversion die Auslösung von Gewittern unterbunden wird. Bei
weiterhin hohen Flüssigwassergehalten (in der Nordwesthälfte zum Teil um 35 mm)
und schwachen Höhenwinden ist erneut mit Starkregen, aber auch mit Sturmböen in
der Umgebung möglicher Gewitter zu rechnen. Wie am Sonntag, sind die
Scherungswerte sehr klein, so dass keine organisierten Strukturen wahrscheinlich
sind.

C-EU simuliert außer ein paar Tropfen im südlichen Allgäu keinen Niederschlag in
Deutschland, ICON-Nest ein wenig in Alpennähe und in den mittleren Teilen. GFS
konzentriert sich auf den Alpenrand und den südlichen Böhmerwald und ECMF16
ebenfalls nur auf den äußersten Süden.


Dienstag... tropft aus dem scharfen ostatlantischen Langwellentrog, der um 00
UTC zwischen 10 und 20 Grad West positioniert ist, nordwestlich der Iberischen
Halbinsel ein Höhentief ab, das um 24 UTC den Nordwesten Spaniens erreicht. Über
Mitteleuropa passiert dagegen wenig; die Antizyklone verlagert sich nach
Nordostpolen und Deutschland bleibt zumeist in einer sehr schwachen südlichen
bis südöstlichen Höhenströmung.

Der Luftdruck fällt im Tagesverlauf leicht, wobei aber die im wesentlichen
südöstliche Bodenströmung erhalten bleibt.
Die thermische Schichtung bleibt labil, wobei sich nun die Labilität mehr auf
die Westhälfte Deutschlands konzentriert. Die CIN ist im Vergleich zum Montag
höher, was auch in den recht hohen Auslösetemperaturen erkennbar ist, so dass
die Gefahr von Gewittern wohl nur sehr punktuell in der Westhälfte besteht.
WarnMOS Long erwartet am ehesten über dem Schwarzwald, aber auch zu den Alpen
hin Gewitter.

Die Niederschlagssummen von 00 bis 24 UTC liegen nach C-EU bei 0 mm im ganzen
Land, nach dem genesteten ICON gibt es nur wenige Spritzer im Südwesten und an
den Alpen. Ähnlich sind auch GFS und ECMF16 aufgestellt, wobei letzteres Modell
auch westlich des Rheins schwache Niederschlagssignale aufweist.

Die Temperaturen steigen gegenüber Montag nochmals etwas an und nachmittags
simuliert ICON lediglich in Vorpommern und im östlichen Brandenburg in 850 hPa
Werte unter 15 Grad - maximal sind es 19 Grad im südwestlichen
Baden-Württemberg. Höchsttemperaturen von 33 Grad erscheinen damit im Westen und
Südwesten möglich.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle zeigen insgesamt im kurzfristigen Vorhersagebereich wenig
Unterschiede.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Burkhard Kirsch.