DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

10-09-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 10.09.2016 um 10.30 UTC



Bis zur Wochenmitte sonnig und heiß. Ab Donnerstag aus Südwest zunehmende
Gewittergefahr mit Starkregen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 17.09.2016


Die Mittelfrist wird geprägt durch eine relativ konstante Druckkonstellation,
wobei sich ein großräumiges und kräftiges Hochdruckgebiet über Fennoskandien
einem Höhentrog über Westeuropa gegenübersteht. Diese beständige
Druckkonstellation sorgt vorerst für eine Fortdauer der spätsommerlich warmen,
zeitweise auch heißen Witterung.

Zum Beginn der Mittelfrist - Dienstag, den 13.09. - beginnt ein meridional
ausgerichteter Höhentrog über der Biskaya allmählich abzutropfen. Dieser Prozess
sorgt im Tagesverlauf für die Ausbildung eines kräftigen Höhentiefs über der
Iberischen Halbinsel und einem über Großbritannien nordnordostwärts abziehenden
Rest des Höhentroges. Diese Konstellation sorgt weiterhin trogvorderseitig für
hochreichende und kräftige Warmluftadvektion, die bis nach Spitzbergen/Svalbard
reicht. Fokussiert wird die stärkste Advektion zunehmend auf der Nordostflanke
des Höhentiefs, die somit Frankreich, Benelux, die westlichen Alpen und den
Westen und Süden von Deutschland erfasst. Bodennah weitet sich ein Bodenhoch
weiter nordwärts in Richtung Skandinavien aus und wird dort durch ostseitig
einsetzende Kaltluftadvektion über dem Weißmeer gestützt bzw. verstärkt.
Deutschland liegt zu diesem Zeitpunkt unter hochreichend warmer Luft, die zudem
auch relativ trocken ist. Dies sorgt für Sonnenschein von früh bis spät.
Entsprechend der stärksten Warmluftadvektion im Westen und Süden Deutschlands
geht dort der Bodendruck geringfügig zurück und könnte ermöglichen, dass etwas
feuchtere Luft aus Frankreich den äußersten Westen von Deutschland erreicht. Die
Folge wäre ein geringes Schauerrisiko im Verlauf des Abends, wobei diese
Niederschläge jedoch nachts rasch wieder nachlassen. Es wird verbreitet heiß mit
27 bis 32 Grad, gebietsweise können gar um 33 Grad nicht ausgeschlossen werden.
Auch die Nacht zum Mittwoch verläuft klar und trocken, im Süden kann sich
gebietsweise Nebel bilden und das bei milden Tiefstwerten von 17 bis 12 Grad.

Am Mittwoch ändert sich an der bereits beschriebenen Konstellation wenig, sodass
die Sonne erneut überall den ganzen Tag scheint und nur im äußersten Westen zum
späten Nachmittag und Abend einzelne Schauer und Gewitter auftreten können. Dies
gilt auch für die Alpen. Die Höchstwerte verbleiben mit 27 bis 32 Grad für diese
Jahreszeit auf einem sehr hohen Niveau. Während der Nacht zum Donnerstag deutet
sich an, dass zunehmend feuchtere Luft in den Südwesten sickert und somit die
Schauer- und Gewittergefahr in diesem Bereich weiter andauert. Unter
Einbeziehung einer maritimen Luftmasse (Niederschlagbare Wasser mit Werten von
mehr als 30 mm) aus dem zentralen Mittelmeer könnte bei Gewittern bereits
Starkregen ein Thema werden.

Im Verlauf des Donnerstags bleibt zwar die gesamte Druckkonstellation bestehen,
verschiebt sich jedoch leicht nach Osten. Das über Skandinavien gelegene
Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt im Zuge der weiter über Westrussland nach
Süden vorstoßenden kalten Luftmasse zunehmend über die Ostsee in Richtung
Weißrussland. Dies erlaubt einem diffus strukturierten Bodentief sich über
Frankreich etwas nach Osten auszudehnen. Dies wiederum sorgt für eine verstärkte
Advektion feuchter Luftmassen vom zentralen Mittelmeer in den Südwesten und
Westen Deutschlands. Dort dauert somit auch die Schauer- und Gewittergefahr der
Nacht weiter an und es muss erneut mit teils kräftigen Gewittern inklusive
lokalen Starkregens gerechnet werden. Im übrigen Deutschland jedoch dominiert
der hohe Luftdruck und es bleibt meist sonnig und mit 25 bis 30 Grad weiterhin
sehr warm bis heiß. Im Süden und Westen gehen die Höchstwerte leicht auf
schwül-warme 23 bis 27 Grad zurück.
Während der Nacht zum Freitag breiten sich die Schauer und Gewitter weiter
nordwärts aus und erfassen dann auch den gesamten Mittelgebirgsbereich. Im
Norden bleibt es meist klar und trocken und mit 17 bis 12 Grad wird es erneut
eine milde Nacht.

Freitag und Samstag sind dann beide geprägt vom nordwärts schwenkenden
Höhentrog, der sich vorübergehend mit einem Höhentrog über dem Nordmeer
verbinden könnte. Ob das Höhentief komplett vom Höhentrog aufgenommen wird, oder
ob die eigenständige Struktur eines wieder abgeschlossenen Höhentiefs zum
Samstag hin bestehen bleibt, ist noch sehr unsicher. Die größte Unsicherheit
besteht dabei für den Norden und Nordosten Deutschlands, denn die finale
Entwicklung entscheidet, wie weit die Schauer und Gewitter an beiden Tagen nach
Norden ausgreifen. Besonders der Freitag sollte im Norden jedoch erneut
freundlich und mit 24 bis 28 Grad sommerlich warm verlaufen. Sonst treten viele
Schauer und teils kräftige Gewitter mit Starkregen auf, wobei es mit 20 bis 25
Grad schwül-warm wird. Das Potential ist gegeben, dass besonders durch
Starkregen am Freitag und Samstag gebietsweise ein Unwetterpotential herrschen
könnte, die Unsicherheiten sind jedoch für diesen Zeitraum noch sehr groß.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Beim Blick auf die vergangenen EZMW-Läufe fällt auf, dass die gesamte
"blockierende" Druckkonstellation sehr gut erfasst wird. Der einzige Unterschied
ist beim Abtropfprozess eines Höhentiefs über der Biskaya und der Iberischen
Halbinsel auszumachen, wobei der neuste Lauf (10.09. 00 UTC) dieses
südwestlicher vorhersagt. Zum Donnerstag und Freitag vergrößern sich die
Differenzen sogar weiter mit einer Abweichung des jeweiligen Tiefzentrums von
600-700 km, wobei der neuste Lauf das Höhentief am westlichsten erwartet. Dies
hat große Auswirkungen darauf, wie sich das Höhentief ab Freitag verhält - ob es
nordwärts ziehend in einen Trog über dem Nordmeer eingebunden wird, oder gar
weiter nach Italien zieht. Entsprechend unterschiedlich fallen dann auch die
Wettererscheinungen für Deutschland aus. Zum Samstag hin kann man sagen, dass
die Läufe noch sehr schwankend sind und ein großes Unsicherheitspotential
herrscht, wie und ob die blockierende Wetterlage abgebaut werden kann.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch mit Blick auf weitere Globalmodelle deutet sich an, dass die Austrogung
bzw. der Abtropfprozess über Südwesteuropa ein Schwachpunkt der
Modellvorhersagen darstellt, da diese mit der Handhabung des sich bildenden
Höhentiefs Probleme haben. Bereits zum Freitag liegen EZMW und ICON um 600 km
auseinander, wobei EZMW die südlichere Position aufweist. GFS stützt zu diesem
Zeitpunkt ICON. Dies hat im weiteren Verlauf die Auswirkung, dass ICON und GFS
mit dem Höhentief schneller nach Nordosten schwenken und ein früheres
Übergreifen der Schauer und Gewitter auf den Südwesten von Deutschland
ermöglichen würden (nach GFS bereits auf den gesamten Westen und Südwesten
während der Abendstunden des Mittwoch). Zum Freitag und Samstag wird die
Streuung noch beträchtlicher, da GFS eine rasche Nordverlagerung des Höhentiefs
erwartet, ICON dieses über die Alpen in Richtung Adria driften lässt und EZMW
dieses noch über der östlichen Biskaya belässt.

Zusammengefasst muss konstatiert werden, dass zum Ende der Woche noch sehr große
Unsicherheiten hinsichtlich der Entwicklung des Höhentiefs bestehen - nicht nur
innerhalb der EZMW-Läufe, sondern auch innerhalb der gesamten Globalmodellkette.
Diese Unsicherheiten werden wohl erst im Zuge des Abtropfprozesses über der
Biskaya und der Iberischen Halbinsel geringer werden.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Dass sich eine Blockierungslage durch die gesamte Mittelfrist zieht, wird auch
vonseiten der Cluster gezeigt. Am Dienstag sind noch 3 Cluster (alle
blockierende Lage) vorherrschend, die über Mitteleuropa einen äußerst kräftigen
Keil zeigen, der sich bis nach Skandinavien erstreckt. Von Mittwoch bis Freitag
verringert sich die Zahl der Cluster auf 2 (blockierend), die zudem relativ
gleich besetzt sind (Kontrolllauf im 2. Cluster). Beide zeigen einen Schwerpunkt
der positiven Geopotentialanomalie über Skandinavien mit einem allmählichen
Abbau von Südwesten, wo sich das Höhentief allmählich annähert. Dieser Abbau
findet jedoch ungleichmäßig statt, wobei das Höhentief im 2. Cluster schwächer
ausfällt und südlicher liegt. Auch hier zeigt sich, dass die Lage des Höhentiefs
noch sehr unsicher ist. Zum Samstag steigt die Zahl der Cluster auf 3, wobei der
erste Cluster der am stärksten besetzte ist. Die Differenzen hinsichtlich Lage
und Stärke des Höhentiefs nehmen weiter zu, wobei Deutschland genau im
Übergangsbereich zwischen dem hohen Druck über Skandinavien und dem tieferen
über dem Südwesten von Europa zu liegen kommt.
Die Rauchfahne für Offenbach zeigt am Dienstag und Mittwoch kaum Anzeichen für
Bewölkung und das bei Höchstwerten um 30 Grad. Erst ab der Nacht zum Freitag
nimmt die Niederschlagswahrscheinlichkeit sukzessive zu, wobei die kräftigsten
Ausschläge am Freitag und Samstag zu erkennen sind. Die Temperaturen gehen nur
zögernd zurück.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Mit Blick auf die EFIs ist ganz klar die Wärme bzw. die Hitze das große Thema.
Am Dienstag und Mittwoch liegt der EFI über weiten Bereichen Deutschlands
zwischen 0.8 und 1 mit einem SOT um (!) 1. Diese Werte gehen erst im Verlauf des
Freitag und Samstag von Südwesten her zurück. Ein ähnliches Bild ist auch bei
den Tiefstwerten zu erkennen, wobei hier die größten Anomalien rund um die
südliche Nordsee zu finden sind und auch noch den Norden und Nordwesten von
Deutschland erfassen. Ansonsten werden keine signifikanten Wettererscheinungen
erwartet. COSMO-LEPS zeigt sporadisch für die Berglagen stürmische Böen, was
jedoch noch sehr von der Zugbahn des Höhentiefs abhängt.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, MOSMIX, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy