DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

08-09-2016 09:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 08.09.2016 um 10.30 UTC



An den Alpen zeitweise geringe Gewittergefahr, sonst weitgehend trockenes und
sehr warmes Spätsommerwetter "open end".
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 15.09.2016


Der gesamte Mittelfristzeitraum wird weitgehend dominiert von antizyklonal
geprägtenen Wetterlagen ("Südwest antizyklonal" bzw. "Hoch Mitteleuropa").
Am Sonntag steht einem umfangreichen nordatlantischen Höhentrog mit mehreren
Drehzentren bei Island ein Höhenrücken gegenüber, der sich von Südwest- über
Mitteleuropa bis nach Nordosteuropa erstreckt und sich vor allem über
Mitteleuropa bis Montag noch verstärkt bzw. etwas nach Norden aufwölbt. Dabei
verlagert sich in die südwestliche Höhenströmung über West- und Nordwesteuropa
eingebetteter kurzwelliger Randtrog im Tagesverlauf über die nördliche Nordsee
nach Nordskandinavien.
Ein mit diesem Trog korrespondierendes Frontensystem erreicht im Tagesverlauf
den Nordwesten Deutschlands, läuft somit in den Höhenrücken und erweist sich
deshalb als wenig wetteraktiv. Mehr als vorübergehend etwas dichtere
Wolkenfelder sind kaum zu erwarten, nennenswerte frontale Niederschläge werden
nicht simuliert.
Präfrontal gelangt allerdings eine potenziell instabile Luftmasse vor allem in
den Süden und Osten des Landes, innerhalb derer es - orographisch getriggert -
bevorzugt im Mittelgebirgsraum und an den Alpen zu einzelnen Gewittern, lokal
eng begrenzt mit Starkregen und kleinkörnigem Hagel kommen kann. Da aber sonst
keine Hebungsantriebe vorhanden sind, bleibt es im Großteil des Landes meist
sonnig oder locker bewölkt bei fast hochsommerlichen Temperaturen bis nahe 30
Grad, lediglich im Nordwesten bleibt es etwas kühler.
Montag und Dienstag verstärkt sich der Rücken, wölbt sich weiter nach Norden,
bis nach Nordskandinavien, auf und bildet eine eigenständige Höhenantizyklone
mit Schwerpunkt über dem östlichen Mitteleuropa aus.
Der Schwerpunkt des Bodenhochs befindet sich ebenfalls knapp östlich des
Vorhersagegebietes, so dass von Südwesten her weiterhin subtropische Luft
advehiert wird mit Temperaturen in 850 hPa von über 15 Grad.
Somit dominiert sonniges und störungsfreies Wetter mit Höchstwerten bis oder -
in wärmebegünstigten Regionen - gar knapp über 30 Grad. Auch an den Alpen und im
südwestdeutschen Mittelgebirgsraum bleibt die Gewitterwahrscheinlichkeit trotz
der dort noch lagernden potenziell instabilen Luftmasse gering.
Mittwoch und Donnerstag verlagert sich der Schwerpunkt der hochreichenden
Antizyklone allmählich etwas weiter Richtung Osteuropa, das Höhenfeld bleibt
aber über dem Vorhersagebereich antizyklonal konturiert.
Im Bodenfeld verstärkt sich der Hochdruckeinfluss über Skandinavien noch etwas,
während sich über Frankreich und Benelux eine flache Tiefdruckrinne ausweitet.
Die Bodenströmung dreht somit mehr auf Ost bis Südost, womit nach wie vor sehr
trockene, aber nicht mehr ganz so warme Luft nach Deutschland advehiert wird.
Lediglich im Südwesten und an den Alpen bleibt die Luftmasse potenziell instabil
geschichtet. Dort ist eine geringe Gewitterwahrscheinlichkeit im Bergland nicht
ganz von der Hand zu weisen, ansonsten bleibt es aber überwiegend sonnig bei
geringfügig zurückgehenden Höchstwerten und etwas kühleren Nächten.

__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Dem aktuellen Lauf des ECMWF kann zumindest bis Dienstag eine recht gute
Konsistenz zu seinen Vorgängern bescheinigt werden.
Ein am Sonntag über die Nordsee nach Nordskandinavien ziehender Kurzwellentrog
wurde im gestrigen 00 UTC-Lauf allerdings etwas markanter und weiter nach Süden,
bis nach Norddeutschland, ausgreifend simuliert. Somit wurden auch die gestern
für die Nacht zum und den Sonntag tagsüber simulierten (allerdings nicht allzu
hohen) Niederschläge weiter zurückgenommen.
Selbiges gilt für einen weiteren, weiter nördlich ablaufenden flachen
Kurzwellentrog am Dienstag und Mittwoch. Dieser wurde im gestrigen 00 UTC-Lauf
über die Nordsee und Schleswig-Holstein zur Ostsee ziehend simuliert, im
gestrigen 12 UTC-Lauf ähnlich, nur etwas markanter. Die Kaltfront sollte,
allerdings kaum wetteraktiv, zumindest auf die Nordhälfte Deutschlands
übergreifen.
Im aktuellen Lauf ist davon nichts mehr zu sehen. Während sich für die Südhälfte
an der gestrigen Prognose somit so gut wie gar nichts geändert hat, steht für
die Nordhälfte nach aktueller Modelllage vor allem am Mittwoch etwas sonnigeres
und wärmeres Wetter als nach den gestrigen Läufen auf der Karte.

__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die vorliegenden Globalmodelle simulieren im Mittelfristzeitraum eine dem ECMWF
sehr ähnliche Wetterentwicklung. Auch der gestern von einigen Modellen
(insbesondere ICON) noch präferierte, etwas markantere Trogdurchgang am Sonntag
ist vom Tisch.
Am Mittwoch und Donnerstag verlagert sich nach GFS und GEM ein Kurzwellentrog
über Nord- und Mittelskandinavien nach Osteuropa, dahinter verstärkt sich der
Hochkeil bzw. die Höhenantizyklone über Mitteleuropa erneut, während sich nach
ECMWF das Höhenhoch ein wenig nach Osten verlagert. Im Bodenfeld wird das
Skandinavienhoch am Donnerstag somit etwas stärker simuliert und die flache
Tiefdruckrinne weiter westlich. Somit kann die trockene und nicht mehr ganz so
warme Luft nach beiden Modellen etwas weiter nach Südwesten an Raum gewinnen als
nach ECMWF (Temperaturen in 850 hPa - außer im Westen und Südwesten - knapp
unter 15 Grad).
Nach ICON wird der Höhenrücken über Mitteleuropa in seinem Nordteil ein wenig
"abgehobelt", bestimmt aber weiterhin das Wetter im Vorhersagebereich mit
ähnlich hohen Temperaturen in 850 hPa (verbreitet über 15 Grad) wie beim ECMWF.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusterung des ECMWF zeigt im Zeitraum 72 bis 96 Stunden 5 Cluster, die sich
für Mitteleuropa allerdings kaum unterscheiden. Alle haben den markanten
mitteleuropäischen Höhenrücken auf der Karte, wobei ihn Cluster 4 nicht ganz so
ausgeprägt simuliert wie die anderen Cluster.
Ein ähnliches Bild ergibt sich für den nächstfolgenden Zeitraum (120 bis 168
Stunden). Die 49 Einzelläufe, Haupt- und Kontrolllauf verteilen sich auf 3
Cluster (jeweils 25, 14 und 12 Member), die allesamt einen markanten Hochkeil
über Mitteleuropa zeigen. Cluster 1 und 2 lassen diesen auch weit nach
Nordeuropa aufwölben, nach Cluster 3 hingegen nimmt der Rücken eine mehr zonale
Ausrichtung an. Prognoserelevante Unterschiede für das Wetter im
Vorhersagebereich ergeben sich daraus allerdings keine.
In der erweiterten Mittelfrist (192 bis 240 Stunden) ergeben sich zwei Cluster
(26 bzw. 25 Member). Beide belassen es zunächst bei einem überwiegend
antizyklonal geprägten Wetterverlauf. Cluster 1 zeigt eine leicht mäandrierende,
nach Norden verschobene Frontalzone, wobei der Vorhersagebereich - wenn
überhaupt - nur von schwachen Trögen gestreift werden dürfte (Großwetterlage:
"West antizyklonal"). Cluster 2 lässt ein Höhentief über Südwesteuropa abtropfen
und mündet in der Großwetterlage "Hoch Fennoskandien", dabei könnte von
Südwesten her zum Ende hin der Tiefdruckeinfluss zunehmen.

Die Rauchfahne Offenbach zeigt bis kommenden Mittwoch einen relativ
einheitlichen Verlauf der 850 hPa- Temperatur der einzelnen Member. Das Gros der
Member bewegt sich zwischen 12 und 18 Grad, wobei von Sonntag bis Mittwoch eine
leicht ansteigende Tendenz auszumachen ist. Bis dahin gibt es auch so gut wie
keine "kalten Ausreißer" mehr.
Die Niederschlagssignale am Sonntag sind gegenüber dem gestrigen Lauf noch
weiter zurückgenommen worden und sind kaum mehr erwähnenswert.
Ab Donnerstag und vor allem zum übernächsten Wochenende hin vergrößert sich der
Spread erheblich, die Läufe verteilen sich z. B. am Samstag, den 17.9., relativ
gleichmäßig in einem Bereich zwischen 4 und 18 Grad mit zwei Schwerpunkten (um
16 Grad und um 9 Grad). Haupt und Kontrolllauf sind bis Donnerstag eher im
oberen, ab Samstag dann deutlich im unteren Bereich angesiedelt. Die
Niederschlagssignale nehmen ab Donnerstag deutlich zu.

_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI liefert vor allem im Zeitraum Montag bis Mittwoch Signale für
außergewöhnlich hohe Temperaturen in der Mitte und im Süden Deutschlands.

Ansonsten stehen kaum signifikante Wettererscheinungen auf der Karte. Im
Mittelgebirgsraum, vor allem an den Alpen, kann es am Sonntag vereinzelte
Gewitter geben, wobei dann lokal eng begrenzt Starkregen und kleinkörniger Hagel
auftreten können.
Zu Beginn der kommenden Woche nimmt das Gewitterrisiko aber wieder ab, ehe es zu
Wochenmitte eventuell wieder etwas ansteigt.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW-EPS
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff