DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

27-07-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 27.07.2016 um 10.30 UTC



Unbeständig mit Schauern und Gewittern; am Sonntag im Süden nochmals Gewitter
mit Unwetterpotenzial möglich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 03.08.2016


Am Samstag und in der Nacht zum Sonntag befindet sich Deutschland an der
Südflanke eines Langwellentroges mit Drehzentrum über der südlichen Norwegischen
See. Durch einen von Norden hereinlaufenden Randtrog, der Sonntagfrüh auf
Schottland und Irland übergreift, wird er regeneriert und weitet sich über
Westeuropa allmählich nach Süden aus, wodurch die Höhenströmung über dem
Vorhersagegebiet auf Südwest dreht. Damit gelangt vor allem mittel- und
niedertroposphärisch warme und labil geschichtete Luft subtropischen Ursprungs
nach Süddeutschland, während die näher zum Trog gelegene Nordhälfte im
Einflussbereich mäßig warmer subpolarer Meeresluft verbleibt.
Im Bodenfeld ist über Mitteleuropa nur eine sehr flache Druckverteilung
auszumachen mit einem schwachen Hochdruckgebiet über dem Alpenraum, das im
Tagesverlauf ein wenig nach Südosten abgedrängt wird. Dabei greift im späteren
Tagesverlauf eine Kaltfront auf den Nordwesten über und kommt nachts zögernd
südostwärts voran.
Während es im Norden und Westen zunächst nur einzelne Schauer, später aber von
Westen her schauerartigen Regen gibt, scheint im Süden und Südosten bei
hochsommerlichen Temperaturen zunächst die Sonne. Abends und in der Nacht zum
Sonntag kann es dort aber kräftige Gewitter geben.

Am Sonntag kommt die Achse des Troges nach Osten voran, ein erster Randtrog
überquert den Norden und die Mitte des Landes nordostwärts, ein weiterer,
kräftiger ausgeprägter Randtrog erreicht Montagfrüh die Deutsche Bucht.
Im Bodenfeld überquert die Kaltfront Deutschland bis Montagfrüh komplett,
postfrontal gelangt subpolare Meeresluft ins Vorhersagegebiet, in den Nordwesten
mit Annäherung des zweiten Randtroges auch zunehmend erwärmte Polarluft.
In der labil geschichteten Meeresluft entwickeln sich vor allem nach Nordwesten
zu Schauer und auch Gewitter, wobei das Unwetterpotenzial gering bleibt.
Lediglich im Südosten kann es präfrontal im Tagesverlauf noch einmal kräftige
oder schwere Gewitter geben, später fällt dort im schleifenden Frontbereich
vorübergehend auch mal längere Zeit Regen.
Die Temperaturen in 850 hPa gehen sukzessive zurück, Montagfrüh liegen sie
zwischen 5 Grad an der Nordsee und 11 Grad am Alpenrand.

Am Montag zieht der Randtrog von der Deutschen Bucht über Norddeutschland hinweg
zur Ostsee, dahinter verbleiben wir im Einflussbereich des Langwellentroges,
wobei das Isohypsenfeld vorübergehend leicht antizyklonal konturiert ist, ehe in
der Nacht zum Dienstag ein flacher Randtrog auf das westliche Mitteleuropa
übergreift.
Im Bodenfeld verbleibt das Vorhersagegebiet an der Südwestflanke eines
Tiefdruckgebietes über Skandinavien innerhalb einer nordwestlichen
Bodenströmung. Dabei gibt es vor allem in der Nordhälfte mit der Trogpassage
erneut Schauer und auch kurze Gewitter. An den Alpen kann es im Bereich der dort
schleifenden Kaltfront noch längere Zeit regnen, dazwischen befindet sich ein
recht breiter Streifen mit einem recht freundlichen Sonne-Wolken-Mix und nur
vereinzelten kurzen Schauern. In der Nacht zum Dienstag schiebt sich von Westen
her ein flacher Hochkeil nach Deutschland und sorgt für Wetterberuhigung.
Am Dienstag verlagert sich erneut ein flacher Troganteil über Deutschland hinweg
ostwärts, der aber nur wenig Wetterwirksamkeit zeigt, dahinter kommt es zu einem
allmählichen Potenzial- und Temperaturanstieg.
Im Bodenfeld verstärkt sich ein flaches Hochdruckgebiet über Mitteleuropa. Vor
allem an den Alpen und im Nordosten kann es noch einzelne Schauer und Gewitter
geben, ansonsten steht ein recht freundlicher Tag ins Haus.
Am Mittwoch gelangen wir wieder auf die Vorderseite eines Troges über
Nordwesteuropa. Vor allem in den Süden und Osten gelangt erneut deutlich wärmere
Luft, während der Nordwesten von den Ausläufern eines Tiefs über den Britischen
Inseln und der Nordsee überquert wird.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Grundsätzlich kann dem aktuellen Lauf eine gute Konsistenz zu seinen Vorgängern
bescheinigt werden. Kleinere Differenzen sind vor allem bzgl. der Phase,
Zuggeschwindigkeit und Amplitude der Randtröge erkennbar, die vor allem über
Norddeutschland hinweg ostwärts ziehen.
Ein erster Randtrog in der Nacht zum Sonntag hat im gestrigen 00 UTC-Lauf
bereits die Nordsee überquert, im aktuellen Lauf greift er dann erst auf die
Britischen Inseln über. Der Randtrog am Montag über Norddeutschland ist dagegen
im aktuellen Lauf stärker ausgeprägt.
Größer und dadurch wetterrelevanter werden die Unterschiede dann ab Dienstag.
Während der gestrige 00 UTC-Lauf am Dienstag eine recht markante Trogpassage
über dem Vorhersagegebiet simulierte, ist dieser Trog im aktuellen Lauf, ähnlich
wie im gestrigen 12 UTC- Lauf, nur flach konturiert und zeigt wenig
Wetterwirksamkeit.
Die Erwärmung am Mittwoch in Süddeutschland wurde im gestrigen 12 UTC-Lauf
deutlich markanter (um etwa 5 Grad höhere Temperaturen in 850 hPa) simuliert als
im gestrigen bzw. heutigen 00 UTC-Lauf.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Für den Samstag und die Nacht zum Sonntag simuliert das ICON eine etwas
markantere Austrogung über Westeuropa als die anderen globalen Modelle, so dass
die Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet noch mehr auf Südwest dreht und die
Subtropikluft etwas weiter nach Norden vorankommt.
Die erste Trogpassage über Norddeutschland am Sonntag simulieren GFS und ICON
etwas markanter als das ECMWF, dafür haben beide Modelle und auch das GEM den
vom ECMWF simulierten 2. Randtrog, der am Montag tagsüber Norddeutschland
überqueren soll, so nicht auf der Karte.
Den Trog am Dienstag simuliert wiederum das GFS stärker ausgeprägt als die
übrigen vorliegenden Globalmodelle, gefolgt von einem Höhenrücken am Mittwoch,
der im GFS und ICON markanter erscheint als im ECMWF.
Summa summarum lässt sich also konstatieren, dass uns die Großwetterlage "West
zyklonal" wohl erst einmal bis mindestens Mitte nächster Woche im Großen und
Ganzen erhalten bleibt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die 49 Ensembleläufe, der Haupt- und der Kontrolllauf verteilen sich im Zeitraum
72 bis 96 Stunden auf drei Cluster, die sich für Mitteleuropa kaum
unterscheiden. Alle drei Cluster zeigen den Langwellentrog mit Drehzentrum über
der südlichen Norwegischen See und Deutschland an dessen Südflanke, wobei die
leichte Aufsteilung der Höhenströmung zum Sonntag hin ebenfalls in allen drei
Clustern erkennbar ist.
Auch im nächstfolgenden Zeitraum (120 bis 168 Stunden) treten drei Cluster
(jeweils 21, 19, 11 Member) auf. Alle drei Cluster simulieren - jeweils etwas
phasenverschoben und mit leicht unterschiedlicher Amplitude - den Durchzug
mehrerer Randtröge. Haupt- und Kontrolllauf befinden sich in Cluster 3, während
Cluster 1 ein ähnliches Szenario wie das GFS mit einem markanteren
Trog-Keil-Muster am Dienstag/Mittwoch auf der Karte hat.
Cluster 2 zeigt dagegen ein noch zonaleres Muster als Cluster 3.
In der erweiterten Mittelfrist (192 bis 240 Stunden) werden die Unterschiede
dann größer. Insgesamt verteilen sich die Einzelläufe auf 5 Cluster. Cluster 1,
2 und 5 bleiben beim Muster "West zyklonal", Cluster 3 simuliert einen
markanteren Höhenrücken über Mitteleuropa und Cluster 4 schwenkt vorübergehend
auf "Südwest antizyklonal" über.
Die 850 hPa-Temperaturen der einzelnen Member zeigen in den "Rauchfahnen" am
Samstag einen relativ einheitlich Verlauf zwischen etwa 8 und 12 Grad. Sonntag
und Montag gehen die Temperaturen insgesamt etwas zurück, allerdings wird der
Spread größer (zwischen 5 und 14 Grad am Dienstag, die meisten Member bewegen
sich zwischen 7 und 12 Grad). Dem Anstieg der 850er- Temperatur bis zum Mittwoch
im Hauptlauf folgen auch die meisten Member, wobei sich Haupt- und Kontrolllauf
im oberen Bereich des Spreads bewegen und es sogar einige Läufe gibt, die diesen
Anstieg überhaupt nicht zeigen. Ab Donnerstag wird der Spread noch größer. Etwa
20 bis 30 % der Member bewegen sich -ebenso wie der Haupt- und Kontrolllauf - im
Temperaturbereich 6 bis 9 Grad, ähnlich viele liegen zwischen 12 und 15 Grad,
die übrigen in etwa dazwischen, wobei es einige Ausreißer nach oben (über 17
Grad) gibt.
Niederschlagssignale sind vor allem am Sonntag und dann wieder ab
Dienstag/Mittwoch verstärkt zu verzeichnen.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI zeigt am Sonntag Signale für eine günstige Überlappung von Cape und Scherung
im äußersten Süden Deutschlands. Dieser erhöhten Wahrscheinlichkeit für Unwetter
konvektiver Art in Süddeutschland wird auch in den Simulationen der vorliegenden
Globalmodelle Rechnung getragen.
In weiterer Folge deuten ECMWF-EPS und COSMO-LEPS in der Nacht zum und am Montag
im Bereich der schleifenden Kaltfront am Alpenrand punktuell geringfügig erhöhte
Wahrscheinlichkeiten für Starkregen an.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, ECMWF
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff